
BERLIN (Dow Jones)--Die Grünen im Europaparlament haben mit Skepsis auf die Wahl von Irlands Finanzminister Paschal Donohoe zum neuen Eurogruppenchef reagiert. "Er kommt aus einer Steueroase in Europa", sagte der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold im Deutschlandfunk. "Er steht natürlich unter Beobachtung. Jeder hat aber eine Chance verdient."
Der 45-Jährige, der seit Juni 2017 irischer Finanzminister ist, war am Donnerstagabend von den 19 Euro-Ländern zum Nachfolger des scheidenden Eurogruppen-Chefs Mario Centeno gewählt worden. Giegold kritisierte, auf der Insel hätten "etliche der notorischsten Steuer-Dumping-Firmen" ihren Sitz, "weil die Bedingungen genauso sind, dass man damit im europäischen Binnenmarkt Geld verdienen kann, dann aber niedrig in Irland versteuert". Der Grünen-Politiker wünsche sich, dass Donohoe "endlich dafür sorgen würde, dass wir Steuertransparenz in Europa bekommen".
Gleichzeitig lobte Giegold, dass Irland es nach der Finanzkrise geschafft habe, wieder auf die Beine zu kommen. "Das muss man anerkennen." Auch scheitere der Aufbau eines EU-Wiederaufbaufonds nicht an Irland, das wie Deutschland und Frankreich das Geld im Wesentlichen als Zuschüsse vergeben wolle. "Das muss man auch Paschal Donohoe sagen." Allerdings müssten die Kassen nach dem Corona-Hilfspaket wieder gefüllt werden. "Und da ist in Irland leider bisher eine Blockadehaltung vorhanden", so Giegold. Das EU-Mitglied sei gegen stärkere gemeinsame Steuerpolitik "und da erwarten wir natürlich jetzt Fortschritte".
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July 10, 2020 04:18 ET (08:18 GMT)
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