
BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat angesichts der schleppenden Brexit-Verhandlungen vor drastischen Folgen gewarnt. "Ohne klare Vorgaben für den Warenverkehr wird der Brexit für Unternehmen zu einem wirtschaftlichen Desaster", erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. In einem eigenen Positionspapier gibt der Verband 42 Empfehlungen, um den Handel zu vereinfachen und Hemmnisse niedrig zu halten.
Darin fordert die deutsche Industrie die EU und Großbritannien auf, ein tiefer greifendes Freihandelsabkommen abzuschließen als die sonst mit anderen Ländern vereinbarten Verträge. Nötig seien ein höheres Maß an Integration und leichtere Zollverfahren an den Grenzen. "So könnte das EU-Großbritannien-Freihandelsabkommen auch als Vorlage für andere Abkommen dienen", heißt es in dem Papier.
Konkret empfiehlt der BDI ein einziges zentrales System ("One-stop shop"), bei denen Händler ihre Zollanträge einreichen könnten. Als Beleg sollte eine einfache Erklärung des Warenursprungs auf der Rechnung genügen, damit die Handelsströme möglichst ungestört weiter fließen können. Dazu sei auch eine eigene Zollvereinbarung nötig. Einfache Regeln würden insbesondere mittelständischen Unternehmen den Handel massiv erleichtern und bürokratischen Aufwand erheblich reduzieren, heißt es vom Verband.
Da das Vereinigte Königreich eine Verlängerung der Verhandlungsfrist abgelehnt hat, müsse die verbleibende Zeit nun effizient genutzt werden, um ein umfassendes Abkommen bis Jahresende zu erreichen. "Ein britischer EU-Austritt ohne Abkommen wäre für alle Seiten das schlechteste Ergebnis", mahnte BDI-Hauptgeschäftsführer Lang. Wenn sich London nicht in zentralen Fragen bewege, müssten sich auch die britischen Unternehmen auf einen harten Bruch einstellen.
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July 10, 2020 04:54 ET (08:54 GMT)
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