Thema heute:
Homeoffice - Arbeitsplatz der Zukunft?
Viele Unternehmen haben sich lange gehen Homeoffice-Arbeitsplätze gewehrt, in der Corona-Krise ging es plötzlich ganz schnell, allerdings mit teilweise sehr negativen Auswirkungen für die Gesundheit der Beschäftigten in den Homeoffices.
Das Problem sind schlicht die Gegebenheiten zuhause, wie Prof. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg Asklepios in Bad Abbach, erläutert:
Prof. Dr. Joachim Grifka:Am betrieblichen Arbeitsplatz sind Arbeitsschutzmaßnahmen und ergonomische Erfordernisse beim Schreibtisch und beim Schreibtischstuhl selbstverständlich. Dazu gehört auch die Einrichtung des Bildschirmes, zum Beispiel zum einfallenden Licht. Beim häuslichen Arbeitsplatz dagegen ist das alles wenig professionell. Das führt in der orthopädischen Sprechstunde zu einer sprunghaften Zunahme von Patienten mit Schulter-Nacken-Beschwerden. Heute ist bei uns jeder 3. Wirbelsäulenpatient wegen der Halswirbelsäulebeschwerden in der Sprechstunde. Und der Grund für diese Häufung sind vor allem Computerarbeit im häuslichen Bereich mit schlechter Ausstattung und falschem Verhalten.
Von orthopädischer Seite auch gibt es jedoch einfache Regeln, die auch im privaten Arbeitsbereich umgesetzt werden sollten, um Schulter- und Nackenbeschwerden vorzubeugen. Da man davon ausgehen kann, dass auch nach dem Ende der aktuellen Pandemie viele Firmen die Arbeiten im Homeoffice weiter zulassen, muss auf die gesundheitliche Situation ein größeres Augenmerk gerichtet werden.
Prof. Dr. Joachim Grifka:Ja, konstante Schreibtischarbeit stellt eine große, einseitige Belastung für die Wirbelsäule dar. Die monotone Sitzbelastung kann Jedem Probleme verursachen - auch dem sportlich Aktiven und Muskelkräftigen. Besonders anfällig sind Menschen, die ohnehin eine geringer ausgebildete Muskulatur haben, sich also weniger bewegen und somit eine Haltungsschwäche aufweisen. Eine solche Konstitution stellt eine noch schlechtere Ausgangssituation dar.
Hier müssen eigentlich beide Seiten aktiv werden, nicht nur die Arbeitnehmer.
Prof. Dr. Joachim Grifka:Natürlich muss auch der Arbeitgeber ein Interesse daran haben, dass im Homeoffice eine vernünftige Arbeitsumgebung vorhanden ist. Denn ob ein Arbeitnehmer nun im "normalen" Büro ausfällt oder im Homeoffice, ist ja im Ergebnis für den Arbeitgeber das Gleiche. Auch im Homeoffice muss ein Arbeitnehmer ergonomisch vernünftig ausgestattet sein, er sollte auch wissen, welche Verhaltensregeln er befolgen muss.
Mehr Infos zum Thema gibt es auch in dem von Professor Grifka verfassten Patientenratgeber "Rücken" mit den 10 wichtigsten Regeln zum Schutz der Halswirbelsäule speziell für langes Arbeiten am Computer, der im Zuckscherdt-Verlag erschienen ist. (ISBN 978-3-86371-306-5)
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