
BERLIN (Dow Jones)--Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel hat Österreich, Dänemark, Schweden und die Niederlande aufgefordert, ihren Widerstand gegen die Auszahlung von Zuschüssen an von der Coronakrise besonders betroffene EU-Länder aufzugeben. "Nur Kredite zu vergeben, mit Verlaub, das ist doch irre, das macht ökonomisch keinen Sinn", sagte Bettel dem Spiegel über die sogenannten "Sparsamen Vier". "Man kann Ländern, die schon über beide Ohren verschuldet sind, nicht sagen, wir helfen dir, aber du musst die Hilfen zurückzahlen. Es hilft doch keinem von uns, wenn es beispielsweise Italien weiterhin schlecht geht."
Vor dem EU-Sondergipfel, der am kommenden Freitag beginnt, fordert Bettel allerdings klare Bedingungen für einen Wiederaufbaufonds. "Für Luxemburg sage ich: Wenn ich mehr gebe, dann will ich auch genau wissen, wofür das Geld eingesetzt wird und nach welchen Kriterien es verteilt wird", sagte Bettel. Die Arbeitslosenquote der vergangenen fünf Jahre, die die EU-Kommission bei ihrem 750-Milliarden-Euro-Aufbaufonds als Indikator für die Vergabe der Gelder vorschlägt, sei nicht sinnvoll.
"Ein besserer Gradmesser ist der erwartete Einbruch beim Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren", so der Premier. "Weiteres Beispiel: Wir möchten in Luxemburg die gesamte Bevölkerung testen lassen. Das kostet viel Geld, soll nach Ansicht der Kommission aber bei der Vergabe keine Rolle spielen, was mich verwundert." Bettel betonte, dass er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zutraue, eine Einigung zu erzielen.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/kla
(END) Dow Jones Newswires
July 10, 2020 08:00 ET (12:00 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.