FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Wohnen SE setzt beim Wachstum auf höhere Immobilienbewertungen und eine Ausweitung der Projektentwicklung. Es sei geplant, in den kommenden zehn Jahren mehr als 3 Milliarden Euro in den Neubau von Wohn-, Pflege- und Büroimmobilien zu investieren, sagte Finanzvorstand Philip Grosse im Interview mit der Börsen-Zeitung. Bis 2025 wolle der Konzern Wohnraum für 10.000 Menschen schaffen.
Skeptisch äußert sich Grosse zu immer wieder aufkeimenden Spekulationen über eine Fusion mit Vonovia. Er sehe nicht, wie man eine mögliche Transaktion so strukturieren könne, dass sie für beide Aktionärsgruppen wertschaffend wäre.
Die Entwicklungspipeline für Projekte könne auch auf 4 bis 5 Milliarden Euro ausgebaut werden. "Aufgrund der Stärke unserer Bilanz können wir Neubauprojekte deutlich günstiger finanzieren als reine Projektentwickler", sagt Grosse. Auch bei dem erhöhten Volumen würde das Risikoprofil und damit der Finanzierungsvorteil nicht beeinträchtigt werden. Allerdings sei das dann für ihn auch die Grenze: "Bezogen auf den Bruttovermögenswert der Immobilien sollte das Projektgeschäft nicht mehr als 20 Prozent ausmachen."
Für den Immobilienwert macht Grosse "enorme Perspektiven" aus. Die Bewertungen in der Bilanz lägen weit unter den Neubaukosten. Die meisten Metropolregionen in Deutschland seien nach wie vor deutlich unterversorgt mit Wohnungen, wiesen Nettozuwanderung auf und die regionale Wirtschaft wachse überproportional. "All das treibt den Wertanstieg unseres Portfolios", sagt Grosse.
Den DAX-Aufstieg im Juni bewertet der CFO als "eine Form von Ritterschlag". Nach innen sei die Aufnahme ein wichtiges Zeichen, denn das Unternehmen habe viel Kritik einstecken müssen. "Auch trägt der Aufstieg dazu bei, der Wohnimmobilienwirtschaft in der politischen Debatte mehr Gewicht zu verleihen."
Den Transaktionsmarkt beeinflusse die Corona-Krise kaum, sagte Grosse. Eine größere Rolle spiele der Mietendeckel in Berlin, der eine Reduzierung vieler Mieten bedeute. Er habe in der Hauptstadt, wo gut 70 Prozent der Wohnungen des Konzerns liegen, zu stagnierenden Preisen geführt. Zugleich sei Berlin aber ein stark unterversorgter Markt: "Daher fühle ich mich mit unseren Berliner Beständen, die mit durchschnittlich 2.600 Euro je Quadratmeter in den Büchern stehen, ausgesprochen wohl."
Der Finanzchef hält an den möglichen Nachforderungen an Mieter fest, sollte der Mietendeckel verfassungswidrig sein. Zugleich sei sich das Unternehmen seiner sozialen Verantwortung bewusst, so Grosse.
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July 12, 2020 06:24 ET (10:24 GMT)
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