BERLIN (Dow Jones)--Die Grünen pochen beim geplanten europäischen Wiederaufbaufonds auf einen starken Klimaschutz-Fokus. Es müssten 40 Prozent der geplanten 750 Milliarden Euro in Projekte für die Nachhaltigkeit fließen - 30 Prozent für den Klimaschutz sowie 10 Prozent für Biodiversität, forderte die Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin und Sprecherin für Europapolitik im Bundestag, Franzsika Brantner. "Es liegen konkrete Vorschläge auf dem Tisch."
Finanziert werden könnten neben der Dekarbonisierung der Industrie etwa der Ausbau des europäischen Schienennetzes oder die dezentrale Energieversorgung, so Brantner. So habe das Fraunhofer-Institut ein Programm für 70 Millionen Solardächer vorgeschlagen. Die Prioritäten müssten jetzt gesetzt werden, "denn in den Haushalten danach sind die Spielräume für Investitionen ja gar nicht mehr da".
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schloss sich dem 40-Prozent-Ziel an. Zudem dürften keine der EU-Aufbaugelder in neue fossile Infrastrukturen fließen, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Er kritisierte, dass die EU noch immer 32 große Erdgasinfrastrukturprojekte auf ihrer Planungsliste habe, darunter die deutsch-russische Pipeline Nord Stream 2. "Diese Anlagen dürfen nicht mehr gebaut werden", so Müller-Kraenner.
Die DUH forderte zudem eine Sanierungsoffensive im Gebäudesektor samt Umstellung fossiler Heizungen auf Wärmepumpen und erneuerbare Fernwärme. Dafür müsse die Sanierungsrate von aktuell 1 auf 3 Prozent jährlich angehoben werden.
Die Europäische Kommission plant die 750 Milliarden Euro vor allem für die Bewältigung der Corona-Krise, aber auch für die Zukunftsprojekte Klimaschutz und Digitales. 500 Milliarden davon sollen als Direktzahlungen fließen, der Rest als Kredite. Um die Finanzierung und die Verteilung des Wiederaufbaufonds gibt es aber noch Streit in der EU. Für Freitag und Samstag streben die EU-Staats- und Regierungschefs beim Brüsseler Gipfel eine Einigung an.
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July 15, 2020 10:37 ET (14:37 GMT)
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