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Wirecard-Banken können Forderungen selbst zu Ramschpreisen kaum verkaufen

Von Ben Dummett und Margot Patrick

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Insolvenz der Wirecard AG trifft einige der Banken, die Kredite an den einstigen Überflieger unter den Fintechs vergeben haben, schmerzlich. Einige der größten Geldhäuser Europas rechnen laut informierten Personen damit, dass sie nur gut 20 Prozent der insgesamt fast 2 Milliarden US-Dollar zurückbekommen, die Wirecard ihnen schuldet. Derweil haben manche Banken, die ihren Teil der Kreditforderung abstoßen wollen, Schwierigkeiten, Käufer zu finden - selbst zu einem Preis von wenigen Cent pro Euro. Auch wenn der Insolvenzverwalter von Wirecard versucht, die Vermögenswerte des Unternehmens zu verkaufen, um Schulden zu begleichen.

Die Probleme untermauern die Erwartungshaltung einiger Investoren, Investmentbanker und Restrukturierungsexperten, dass die Kreditgeber und andere Gläubiger des Zahlungsdienstleisters wahrscheinlich zu großen Teilen leer ausgehen werden. Die Betrugsvorwürfe gegen Wirecard wegen seiner Rechnungslegung werden zur Folge haben, dass potenzielle Käufer die Bücher des Unternehmens durchforsten, um die Geschäfte zu bewerten. Aber das braucht Zeit, erhöht das Risiko, dass Wirecard-Kunden in Scharen zur Konkurrenz wechseln, und untergräbt jegliche Bemühungen, mit dem Verkauf von Vermögenswerten Wert zu erzielen.

Die Schuldenlast von Wirecard umfasst eine revolvierende Kreditfazilität in Höhe von 1,75 Milliarden Euro. Die britische Lloyds Banking Group ist einer der 15 Kreditgeber dieser Fazilität. Wirecard schuldete ihr rund 120 Millionen Euro, dennoch hat die Bank die Forderung laut mit der Transaktion vertrauten Personen vor Kurzem zum Preis von nur rund 18 Cent je Euro an Hedge-Fonds mit einem Fokus auf notleidende Kredite verkauft. Das deutet darauf hin, dass die Bank nicht erwartet hat, dass ein Insolvenzverfahren einen großen Wert für die Betroffenen generieren würde.

Nicht alle schreiben ihr Geld schon ab 

Dann, vergangene Woche, versuchte eine andere Bank, die sich an der revolvierenden Kreditfazilität von Wirecard beteiligte, 200 Millionen Euro des Kredits zu verkaufen, wie Informanten sagten. Die Versteigerung sei jedoch gescheitert. Um welche Bank es sich handelte, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

Dennoch werfen nicht alle Banken das Handtuch. Barclays gehört zu denen, die einen Teil der Schulden behalten, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagten, in Barclays Fall eine Summe von 120 Millionen Euro.

Wirecard hatte Schulden von mehr als 3 Milliarden Euro, als das Unternehmen im vergangenen Monat Insolvenz anmeldete, nachdem es eingestanden hatte, das 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz wahrscheinlich gar nicht existierten. Der Aktienkurs brach daraufhin um 98 Prozent ein und Aktieninvestoren, die in der Reihe der Gläubiger ganz hinten stehen, haben das größte Risiko leer auszugehen.

Dagegen sind Bankkreditgeber in der Regel in der besten Position, im Rahmen einer Restrukturierung das zurückzuerhalten, was ihnen geschuldet wird. Wirecard versucht, sein Kerngeschäft mit Zahlungsdiensten, das Einzelhändler, Verbraucher und das allgemeine Finanzsystem sowie andere Teile seines Geschäftes verbindet, zu verkaufen, um den Gläubigern ihr Geld zurückzuzahlen. Anfang dieses Monats teilte das in Aschheim bei München ansässige Unternehmen mit, dass mehr als 100 potenzielle Käufer Interesse angemeldet hätten.

Da sich herausgestellt hat, dass der Barmittelbestand von Wirecard nicht mit den testierten Ergebnissen übereinstimmt, müssen die Mitglieder des 15 Banken umfassenden Konsortiums nun im zweiten Quartal umfangreiche Rückstellungen für die Kreditfazilität vornehmen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Die federführenden Banken für den Kredit vom Juni 2018 waren die niederländische ING Groep und ABN Amro sowie die deutsche Commerzbank und LBBW.

Trübe Aussichten für Gläubiger 

Die trüben Aussichten für die Wirecard-Gläubiger spiegeln sich im Preis der anderen ausstehenden Schulden wider. Unternehmensanleihen, die von Wirecard emittiert wurden, werden zu 13 Prozent des Nennwertes gehandelt und Wandelanleihen mit einem geringeren Anspruch auf Wirecard-Vermögen wechselten in der vergangenen Woche laut Marktdaten zu 12 Prozent den Besitzer. Der Anspruch der Inhaber von Unternehmensanleihen auf die Vermögenswerte von Wirecard ist ähnlich gelagert wie der Anspruch der kreditgebenden Banken, während die Wandelanleihen laut Emissionsprospekten zwar auf Wirecard, nicht aber auf deren operative Tochtergesellschaften zurückgreifen.

Der Insolvenzverwalter von Wirecard reagierte nicht auf Anfragen zur Stellungnahme.

Wirecard begann 2011 mit der Kreditaufnahme bei Banken, wie aus öffentlich zugänglichen Daten von Dealogic hervorgeht. Dabei führte die Commerzbank ein Konsortium an, dem ab 2018 französische, amerikanische und chinesische Banken angehörten. Nun ist Wirecard das jüngste Unternehmen, bei dem den Banken Verluste durch mutmaßlichen Unternehmensbetrug drohen. Weitere Fälle aus jüngster Zeit sind das chinesische Kaffeeunternehmen Luckin Coffee, das eingestehen musste, dass einige Mitarbeiter Verkäufe gefälscht haben, und der Ölhändler Hin Leong Trading aus Singapur, dem vorgeworfen wird, über mehrere Jahre versteckte Verluste aus Termingeschäften in Höhe von rund 800 Millionen Dollar erlitten zu haben und der Insolvenzschutz beantragt hat.

Bisherige Aktionärsklagen in Deutschland und den USA richteten sich gegen Führungskräfte von Wirecard und gegen den Wirtschaftsprüfer Ernst & Young, der sagt, er sei zusammen mit allen anderen getäuscht worden.

Investoren in notleidende Kredite, die Teile des Wirecard-Kredites aufkaufen, haben ein potenzielles Mitspracherecht bei der Verteilung der Erlöse aus dem Verkauf von Vermögenswerten unter den Gläubigern. Sie könnten auch von gerichtlichen Schritten gegen das Management von Wirecard oder deren Wirtschaftsprüfer profitieren, sagten einige Insolvenzschutz-Experten. Ein solcher Prozess könnte jedoch Jahre dauern und der Ausgang ist ungewiss, was hilft, die Entscheidung von Lloyds, lieber jetzt einen Verlust einzufahren, zu erklären.

Allerdings könnte die Nachfrage nach den Bankschulden von Wirecard selbst bei den Investoren mit dem größten Risikoappetit nachlassen, da sich immer mehr Fragen zur Werthaltigkeit der über Jahre zurückreichenden Finanzkonten stellen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/sha/cbr

(END) Dow Jones Newswires

July 17, 2020 08:04 ET (12:04 GMT)

Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.

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