
FRANKFURT (Dow Jones)--Die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Lufthansa, Christine Behle, hat die EU wegen ihrer Auflagen im Zusammenhang mit der Rettung der Airline kritisiert. Es sei "schräg und ein extrem künstlicher Wettbewerb", dass die Lufthansa im Gegenzug für die erhaltene Staatshilfe aus Deutschland Slots abgeben solle, sagte sie dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Damit werde der europäische Luftverkehr schlechtergestellt als internationale Konkurrenten, obwohl man auf einem globalen Markt tätig sei. Dass diese Slots dann "auch noch Fluglinien wie Ryanair bekommen, die ihre Mitarbeiter unfair behandeln", findet Behle "nicht akzeptabel".
Die Lufthansa muss demnächst bis zu 24 Start- und Landerechte (Slots) in Frankfurt und München an Konkurrenten abgeben. Das hatte die EU-Kommission bei ihrer Genehmigung des 9 Milliarden Euro schweren Rettungspakets zur Auflage gemacht. Die Slots sollen im Rahmen eines Bieterverfahrens zugeteilt werden. Europas größter Billigflieger Ryanair hat angekündigt mitzubieten.
Konzernweit stehen bei der Lufthansa 22.000 Vollzeitstellen auf der Kippe, die Hälfte davon in Deutschland. Aufsichtsrätin Behle, die gleichzeitig Vizechefin der Gewerkschaft Verdi ist, geht davon aus, dass nicht jeder Arbeitsplatz bei Lufthansa verteidigt werden kann. "Natürlich kämpfen wir für jeden Beschäftigten, aber wir sind nicht blind", sagte sie. Streiks seien in dieser Phase allerdings kein probates Mittel.
Behle kritisierte zudem die Konzernentscheidung, die Cateringsparte LSG in Teile zu verkaufen als "viel zu kurzfristig gedacht". Statt zu verkaufen, müsse man eher schauen, wo es neue Geschäftsfelder gebe.
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July 24, 2020 07:00 ET (11:00 GMT)
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