Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
BANKEN - Im größten Steuerskandal der deutschen Geschichte rückt die private Bankenlobby in den Fokus der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft Köln geht dem Verdacht nach, Banken und deren Anwälte könnten über den Bundesverband deutscher Banken (BdB) sowie über Mittelsmänner jahrelang in politisch fragwürdiger Weise auf Gesetze und Rundschreiben des Bundesfinanzministeriums Einfluss genommen haben. Damit sollten Schwächen im Steuerrecht bestehen bleiben. Anhaltspunkte dafür gab es schon länger, nun hat sich der Verdacht durch Aussagen von Beschuldigten und im Zuge des ersten Strafprozesses wegen Cum-Ex-Geschäften am Landgericht Bonn erhärtet. Am Dienstag durchsuchten Staatsanwälte, Steuerfahnder und weitere Ermittler die Büros des BdB in Berlin und Frankfurt auf der Suche nach belastendem Material. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte Maßnahmen bei einem Verband, ohne Namen zu nennen. (SZ S. 1, 15/Handelsblatt S. 28/FAZ S. 15/Börsen-Zeitung S. 2)
AUTOMOBILBRANCHE - Die Corona-Krise trifft die Autobauer mit voller Wucht. Zwar wird in der Branche schon seit Jahren zu viel produziert. Aber nie waren Anpassungen und damit Kürzungen so notwendig wie jetzt. Die durchschnittliche Auslastung aller europäischen Pkw-Fabriken dürfte laut einer Analyse des CAR-Instituts dieses Jahr von 83 auf 63 Prozent einbrechen. Die "Überschusskapazitäten" in der EU könnten demnach 2020 auf fast sieben Millionen Fahrzeuge steigen. Darauf reagieren die Hersteller: Daimler verkauft seine Kleinwagenfabrik in Hambach, hinterfragt die Pkw-Montage in Brasilien und stellt die Kapazitäten beim finnischen Auftragsfertiger Valmet teilweise auf den Prüfstand, heißt es im Konzern. "Im Rahmen der Transformation wird sich der Footprint eines jeden Autoherstellers verändern", so Daimler-Chef Ola Källenius. Anderswo sieht es nicht besser aus. Renault will ein Werk in Choisy-le-Roi südlich von Paris dichtmachen. Der japanische Autobauer Mitsubishi zieht sich wohl komplett aus Europa zurück. Und selbst diese Aktionen dürften nur Vorboten noch größerer Eruptionen sein. "Ein Großteil der Unternehmen befindet sich unter einem enormen Anpassungs- und Innovationsdruck", sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, dem Handelsblatt. "Wir haben in Europa absehbar 5 bis 10 Prozent zu viel Produktionskapazität im Markt", flankiert Albert Waas von Boston Consulting. Gerade bei den Zulieferern sei die Not groß. "Hier werden wir noch eine Reihe von Werksschließungen oder Verlagerungen sehen." (Handelsblatt S. 4)
LUFTVERKEHR - Der neue Präsident des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Gerber, erwartet vorerst keine weiteren Pleiten in der durch die Corona-Krise stark angeschlagenen Branche. "Da praktisch alle relevanten Fluggesellschaften Hilfen von ihren Heimatstaaten erhalten, dürfte jetzt eine Pause eintreten", sagte Gerber, der auch Vorstandschef von Lufthansa Cargo ist, in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Marktbereinigung habe im Weltluftverkehr jedoch schon vor Corona eine große Rolle gespielt und sie werde nach der Krise nicht vorbei sein. "Sobald der Verkehr wieder normal läuft, werden diese Fragen wieder auf die Tagesordnung kommen", sagte der seit Juni amtierende Verbandspräsident. "Da bin ich mir sehr sicher." Die Rückkehr zum Vorkrisenniveau könnte Gerber zufolge bis zur Mitte des Jahrzehnts andauern. (Funke Mediengruppe)
WASSERSTOFF - Die Bundesregierung hat noch keine konkreten Vorstellungen von der Umsetzung ihrer lange geplanten Wasserstoffstrategie. Das belegt die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion, die dem Handelsblatt vorliegt. Für die Industrie setzt sich damit die anhaltende Unsicherheit fort. Auch mit Blick auf Wasserstoff-Partnerschaften gibt es seitens der Bundesregierung noch keine Konkretisierung. "Guter Wille allein reicht nicht", sagte Dieter Janecek, industriepolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. Die Regierung müsse dem Thema "absolute Priorität einräumen", forderte er. (Handelsblatt S. 6)
KREUZFAHRT-REEDEREIEN - Im Zuge des Corona-Hilfsprogramms für Kreuzfahrt-Reedereien sind bislang sechs Anträge auf Stundung von Schuldentilgungen eingegangen. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Dabei gehe es insgesamt um fällige Tilgungsraten von rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Die betroffenen Reedereien haben nun bis März 2025 Zeit, die Gelder zurückzuzahlen. Deutschland hatte gemeinsam mit anderen europäischen Ländern das sogenannte Debt-Holiday-Programm aufgelegt, um Reedereien vor der Zahlungsunfähigkeit in der Corona-Krise zu bewahren. Deren Finanzierungen für Schiffsneubauten werden in aller Regel durch staatliche Exportkreditgarantieren abgesichert. Laut Bundeswirtschaftsministerium sichert allein Deutschland Verpflichtungen für in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiffe in Höhe von 25 Milliarden Euro ab. (Neue Osnabrücker Zeitung)
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August 05, 2020 00:24 ET (04:24 GMT)
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