BERLIN (Dow Jones)--Die Rückkehr von 152 Atommüll-Behältern aus Frankreich nach Deutschland wird sich nach Schätzung der Regierung um viele Jahre verzögern. "'Worst case'-Szenarien für die Rückführung reichen dabei bis in die Mitte der 40er Jahre", heißt es in einer Antwort des Umweltministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für nukleare Sicherheit, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), über die der Spiegel zuerst berichtete und in die Dow Jones Newswires Einblick hatte. Die deutschen Energieversorger hatten sich vertraglich eigentlich dazu verpflichtet, die Abfälle mittlerer Radioaktivität aus dem französischen La Hague bis 2024 aufzunehmen.
Das Umweltministerium erklärt dazu in einer Antwort auf eine weitere kleine Anfrage der Grünen-Fraktion, dass derzeit "kein zugelassener Transport- und Lagerbehälter" existiere. Die zuständige Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) - eine 100-prozentige Tochter der deutschen Atomkonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall - und der französische Konkurrent Orano entwickeln für den Transport extra einen neuen Behälter, den sogenannten TGC27. Laut Spiegel gab es teils technische Komplikationen, der Genehmigungsprozess ist zudem aufwendig.
Dabei seien in den bislang in Frankreich genutzten TN85 schon hochradioaktive Abfälle aus La Hague zurückgeholt wurden. Die GNS erklärte nun, die mittelradio-aktiven Abfälle seien für diese Behältertypen zu schwer. Mit den neuen TGC27-Behältern dürften die GNS und ihr Partner allerdings auch rund 300 Millionen Euro umsetzen. An den TN85-Behältern hätte nur Orano verdient. Grünen-Politikerin Kotting-Uhl sagte dem Spiegel, "dass die deutschen Atomkonzerne über die GNS offenbar noch ein letztes Mal Geld machen wollen".
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August 07, 2020 10:42 ET (14:42 GMT)
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