
BERLIN (Dow Jones)--Eine seltene Allianz aus Arbeitgebern und Gewerkschaften hat das Ende der Werkverträge in der Fleischindustrie begrüßt. "In der Fleischindustrie ist über einen langen Zeitraum so viel falsch gelaufen, dass der Staat eingreifen musste", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, der Zeitung Bild am Sonntag. "Den großen Fleischkonzernen ist die Sensibilität für gesellschaftliche Entwicklungen und Verantwortung verloren gegangen. Sie haben das notwendige Instrument der Werkverträge in Misskredit gebracht. Das schadet dem Image der gesamten Branche und wir müssen aufpassen, dass dadurch nicht das Bild der Arbeitgeber insgesamt Schaden nimmt."
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, kritisierte die Bundesregierung für zu spätes Eingreifen: "Die Fleischindustrie ist das Paradebeispiel für die Missachtung von Arbeitnehmerrechten. Hier werden Menschen im wahrsten Sinne des Wortes ausgebeutet. Es handelt sich um ein Geschäftsmodell, das auf Lohndumping und unwürdigen Arbeitsbedingungen basiert. Das Schlimme ist doch nicht, dass diese Zustände jetzt endlich vom Gesetzgeber beendet werden, sondern, dass sie so viele Jahre toleriert wurden."
Arbeitgeberpräsident Kramer warnte in diesem Zusammenhang vor generellen Einschränkungen von Zeitarbeit und Werkverträgen: "Ich sehe die Gefahr, dass aus der Sondersituation in der Fleischindustrie der Wunsch abgeleitet wird, Zeitarbeit und Werkverträge generell, also auch für andere Branchen, immer weiter einzuschränken", so Kramer. "Vor solch einer staatlichen Regulierungswut kann ich nur dringend warnen. (...)."
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/flf
(END) Dow Jones Newswires
August 09, 2020 05:02 ET (09:02 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.