Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Arbeitsmarktreformen seit dem Jahr 2005 haben Menschen den Einstieg ins Erwerbsleben erleichtert und damit den sozialen Aufstieg ermöglicht. Das ergab eine Studie, die das Consulting-Unternehmen des DIW Berlin für die Konrad-Adenauer-Stiftung angefertigt hat.
"Das Aufstiegsversprechen durch den Einstieg in Arbeit erfüllt sich. Jegliche Form von Beschäftigung - auch wenn diese mit einem Leistungsbezug verbunden ist - verbessert die Chancen von ehemaligen Leistungsbeziehern, sich am Arbeitsmarkt zu etablieren", so die Schlussfolgerung der Studie des DIW Econ.
Wer das Einkommen "aufstockt", hat fast zweieinhalbmal höhere Chancen auf Unabhängigkeit und auskömmliche Arbeit, so das Fazit der Studie.
Lage für Alleinerziehende und Ältere schlechter
Allerdings profitieren nicht alle Gruppen gleichermaßen von den Arbeitsmarktreformen, die seit 2002 von der rot-grünen Bundesregierung angestoßen wurden. Insbesondere Alleinerziehende und ältere Beschäftigte, aber auch Personen mit einer langen Arbeitslosigkeitserfahrung, gelänge es nur bedingt, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ohne Leistungsbezug aufzunehmen.
Die von der früheren rot-grünen Bundesregierung eingeführten Hartz-Reformen sind in der SPD umstritten. Besonders die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Erwerbsfähige, bekannt als Hartz IV, war bei vielen Sozialdemokraten unbeliebt, denn die Zahlungen des neuen Arbeitslosengeld II waren in der Regel niedriger als zuvor. Damit wollte die ehemalige Regierung von Gerhard Schröder (SPD) Druck auf die Arbeitslosen ausüben, um Beschäftigung aufzunehmen.
Lob für die Reformen und die Erfolge der Arbeitslosenhilfe seit 2005 kam vom stellvertretenden Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung Hermann Gröhe. "Hartz IV ist besser als sein Ruf. Das gilt vor allem im Bereich der sogenannten Aufstocker. Wir müssen prüfen, wie wir die Hinzuverdienste attraktiver ausgestalten", sagte der CDU-Politiker. Allerdings räumte er ein, dass die Antworten von Deutschlands Sozialstaats auf die Arbeitslosigkeit von Alleinerziehenden und Älteren die Politik noch nicht zufrieden stellen kann. "Wir müssen Hartz IV weiterentwickeln und breiter denken. Es braucht ganzheitliche Angebote vor Ort, von der Kinderbetreuung bis zur Weiterbildung."
Die Studie wurde von Timm Bönke und dem DIW Econ angefertigt. Mitautoren waren Astrid Pape, Hannah Penz, Maximilian Priem und Simon Voss. Sie analysierten die Erwerbsbiografien von Personen, die den Einstieg ins Erwerbsleben seit den Arbeitsmarktreformen 2005 geschafft haben.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/jhe
(END) Dow Jones Newswires
August 10, 2020 05:27 ET (09:27 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.