
Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Adidas traut sich angesichts unsicherer Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie weiter keine Prognose für das Gesamtjahr zu. "Leider sind der weitere Verlauf der Coronavirus-Pandemie und damit verbunden die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft und des Konsumverhaltens nicht vorhersehbar", sagte Adidas-Chef Kasper Rorsted den Aktionären anlässlich der virtuellen Hauptversammlung laut Redetext. "Deshalb können wir momentan keine Prognose für das Gesamtjahr 2020 geben. Wir fühlen uns aber für alle Herausforderungen gut vorbereitet." Nach einem Tiefpunkt im zweiten Quartal "sehen wir nun Licht am Ende des Tunnels".
Rorsted bekräftigte die Erwartungen für das dritte Quartal, die der Herzogenauracher Sportartikelkonzern mit den Ergebnissen zum zweiten Quartal in der vergangenen Woche veröffentlicht hatte. Demzufolge erwartet Adidas nach einem Verlust im zweiten Quartal eine Rückkehr zu einem operativen Gewinn im dritten Quartal. Dieser dürfte zwischen 600 und 700 Millionen Euro liegen, was einer Verbesserung um etwa 1 Milliarde Euro vom Zweitquartalsverlust von 333 Millionen Euro entspräche.
Zudem werde der Umsatzrückgang im dritten Quartal "wesentlich geringer" ausfallen als im zweiten Quartal und gegenüber dem Vorjahresquartal etwa "im mittleren bis hohen einstelligen Bereich" liegen, bekräftigte Rorsted.
Derzeit kämen zwar wegen der Corona-Sicherheitsauflagen weniger Kunden in die Geschäfte, diese würden aber mehr kaufen.
Adidas plant, den 3 Milliarden Euro Kredit unter Beteiligung der staatseigenen KfW so bald wie möglich zurückzuzahlen, so Rorsted. "Selbstverständlich werden wir die in Anspruch genommenen Teile des Kredits inklusive Zinsen und Gebühren so schnell wie möglich zurückzahlen."
Rorsted äußerte sich gegenüber den Aktionären selbstkritisch zu der Entscheidung des Unternehmens, sich angesichts coronabedingt geschlossener Geschäfte die Miete stunden zu lassen. "Die Entscheidung, uns die Miete stunden zu lassen, war nicht gut. Wir mussten dafür viel Kritik von Politik und Gesellschaft einstecken", sagte der CEO. "Wir haben die Entscheidung schnell revidiert und uns in aller Form öffentlich entschuldigt."
Selbstkritisch äußerte sich Rorsted auch zu Vorwürfen gerade schwarzer Mitarbeiter in den USA im persönlichen Gespräch, dass es im Unternehmen nicht genug Chancengleichheit und Entwicklungsmöglichkeiten für alle gebe.
"Das ist so nicht akzeptabel. Es ist daher eine Priorität für uns, Adidas zu einem noch vielfältigeren und inklusiveren Unternehmen weiterzuentwickeln." Man habe sich zu einer Reihe von Maßnahmen verpflichtet und werde über Fortschritte berichten. Die Maßnahmen sehen unter anderem ein globales Komitee zur Beschleunigung von Inklusion und Gleichstellung, einen bezahlten Urlaubstag in den USA am 19. Juni, der an die Befreiung der Sklaven in den USA erinnert, sowie Ziele für eine stärkere Repräsentierung von Schwarzen und Lateinamerikanern in der US-Belegschaft vor. Zudem finanziert Adidas jährlich 50 Universitätsstipendien für Schwarze Studenten in den USA und investiert dort bis 2025 120 Millionen US-Dollar zur Bekämpfung von Rassismus und zur Unterstützung Schwarzer Communities.
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August 11, 2020 04:46 ET (08:46 GMT)
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