Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Maschinenbauer aus Deutschland stehen verstärkt im Wettbewerb mit Unternehmen, die in ihren Heimatländern eine umfassende Exportförderung erfahren. Das zeigt eine vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) veröffentlichte Studie. Exportförderung gebe es insbesondere in China, USA, Russland und den Staaten der Europäischen Union (EU). Teils stünden in diesen Ländern zwischen 70 und 100 Prozent der Maschinenexporte im Wettbewerb mit geförderten Produkten, so das Ergebnis der Studie.
In vielen der 20 größten Industrieländern werde der Wettbewerb durch die Exportförderung zulasten des Maschinenbaus verzerrt. "Die stark zunehmende Bedeutung der wettbewerbsverzerrenden Exportförderungen durch Drittstaaten in Form von steuerlichen Anreizen und ungebundenen Exportfinanzierungen hat uns überrascht und sollte dringend politisch angegangen werden", sagte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter VDMA Außenwirtschaft.
Die von der Universität St. Gallen, Schweiz, für den VDMA erstellte Studie zeigt, dass technische Regulierungen in wichtigen Märkten wie Brasilien, China und den USA den Marktzugang erschweren und die Kosten für ausländische Lieferanten in die Höhe treiben. Auch belasteten Unsicherheiten über die Umsetzung der Regelungen.
Deutschland und EU keine Musterknaben
Die Experten fanden jedoch auch, dass Deutschland und die EU beim Freihandel ebenfalls keine Musterknaben seien. "Haupthemmnisse für ausländische Maschinenlieferanten sind die technischen Regulierungen und die Exportförderung. Diese Werkzeuge sind international leider weitverbreitet im Einsatz", erklärte Simon Evenett von der Universität St. Gallen.
Zu den zentralen Problemen für den VDMA zählen fehlende Freihandelsabkommen. Denn gerade mit Ländern, mit denen die EU keine Freihandelsabkommen geschlossen hat, gebe es Handelshemmnisse aller Art. Daher müsse die die EU-Politik aktiv den Kontakt zu Ländern mit hohen Importzöllen und anderen handelspolitischen Gegenmaßnahmen suchen und sich für Lösungen einsetzen, forderte der VDMA.
"Insbesondere für den stark mittelständisch strukturierten und gleichzeitig exportorientierten Maschinenbau in Deutschland sind offene Absatzmärkte essenziell", so Ackermann vom VDMA. "In einem zunehmend protektionistischen Marktumfeld sind EU-Freihandelsabkommen mit unseren wichtigen Handelspartnern das Mittel der Wahl."
Die Studie habe aber auch Versäumnisse der EU zu Tage gebracht. Besonders wenn Freihandelsabkommen bereits bestehen, sollte die EU-Kommission die handelspolitischen Maßnahmen der wichtigsten Handelspartner grundsätzlich stärker überwachen, lautet die Empfehlung.
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August 11, 2020 05:15 ET (09:15 GMT)
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