Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Mehrere Adidas-Aktionäre, unter anderem drei große institutionelle Anleger, kritisieren auf der diesjährigen Hauptversammlung den Umgang des DAX-Konzerns mit der Corona-Krise und mit Rassismus-Vorwürfen.
Der Fondsmanager DWS möchte laut vorab veröffentlichtem Fragenkatalog auf dem Aktionärstreffen vom Adidas-Management wissen, warum die Entscheidung zur Aussetzung des Aktienrückkaufs erst Ende März gefallen sei, "wenn bereits seit Januar die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf künftige Umsatz- und Ertragseinbußen hindeuteten". Zudem habe die Ankündigung des Unternehmens, die Mietzahlungen auszusetzen, deutlich gemacht, dass Corona die wirtschaftliche Lage des Konzerns belasten werde. Sie habe einen beispiellosen "Sturm der Entrüstung" ausgelöst, der dem Vertrauen in die Marke Adidas "stark geschadet" habe, so DWS. Wie viel Anteilsbesitz die DWS an Adidas vertritt, wollte ein Sprecher nicht mitteilen.
Deka Investment kritisierte unter anderem, dass Adidas inmitten der Corona-Krise kein Kreditrating besaß. "Das erforderliche Kreditrating hätte allerdings deutlich früher eingeholt werden sollen. Dann hätte man Staatshilfe vermieden", so Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit & Corporate Governance bei Deka Investment. Er begrüßte die geplante Ablösung des Staatskredits durch noch zu begebende Unternehmensanleihen. Deka vertritt nach eigenen Angaben 1,878 Millionen Aktien bzw. 0,9371 Prozent am Grundkapital der Gesellschaft.
Mehrere Aktionäre wollten vom Management wissen, wie es künftig seine Lieferketten krisensicherer aufstellen will.
Unter anderem der Fondsmanager Union Investment, der etwa 1,3 Prozent an Adidas hält, forderte von Adidas, ein "klares Zeichen gegen Rassismus" zu setzen und sich konkrete Ziele für Diversität zu setzen. "Die Maßnahmen, die bereits verkündet wurden, reichen nicht aus", forderte Union-Investment-Analystin Vanda Heinen. Adidas brauche insgesamt "mehr Vielfalt im Vorstand und Aufsichtsrat". Dabei gehe es um "Diversität im Sinne von Geschlecht, Altersstruktur, beruflichem Hintergrund und kultureller Prägung".
Deka will den Aufsichtsrat für 2019 wegen Ämterhäufung mehrerer Mitglieder und möglicher Interessenkonflikte nicht entlasten. Zudem sei die vorgesehene Wahl von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden vor diesem Hintergrund "kritisch zu sehen". Auch für Union Investment ist Rabe wegen Ämterhäufung "kein geeigneter Nachfolger für AR-Chef Igor Landau".
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August 11, 2020 05:54 ET (09:54 GMT)
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