FRANKFURT (Dow Jones)--Die Sommerflaute dürfte die Märkte in der kommenden Woche heimsuchen. Mit dem Ende der Berichtssaison lassen die Impulse für die Börsen nach. Dazu liefern auch die globalen Makrodaten nicht mehr die erwünschten Ergebnisse. So beginnen die Preise zu steigen, während das Wachstum nachlässt. Vom Schreckgespenst der 1970er Jahre, der Stagflation, ist man natürlich noch weit entfernt, aber diese lange nicht mehr gehörte Kombination macht Marktteilnehmer hellhörig.
So sprang die Inflation in den USA um 1,6 Prozent nach oben, obwohl nur 1,2 Prozent erwartet worden waren. Die US-Renditen zogen darauf an und von der Auktion 30jähriger US-Anleihen am Tag nach den Inflationsdaten war zu hören, dass die Schuldtitel diesmal nicht so einfach wie sonst am Markt unterzubringen waren. Auch brachen die Preise von Gold und Silber drastisch ein, da steigende Renditen für sie Gift sind. Besonders die US-Notenbank und die EZB dürften sehr genau auf diese Entwicklung schauen. Schließlich stehen die gewaltigen Emissionen an Staatsanleihen alle noch bevor, mit denen die versprochenen Konjunkturpakete finanziert werden sollen
Das Wachstum darf sich nicht abschwächen
Auf der globalen Wachstumsseite wird umgekehrt offenbar, dass das größte Momentum der Erholung hinter uns liegt. Für Ernüchterung sorgten hier erste Wirtschaftsdaten für Juli aus China: Sie lieferten nicht mehr die notwendige positive Überraschung, um weiterhin eine konjunkturgetragene Erholungsrally an den Börsen rechtfertigen zu können. Die Industrieproduktion verbesserte sich nur noch um 4,8 Prozent, während Erwartungen schon bis zu 5,1 Prozent einberechnet hatten. Im chinesischen Einzelhandel ging es um 1,1 Prozent abwärts, während eine Rückkehr auf Vorjahresniveau erwartet worden war.
Die Konjunkturdaten der kommenden Woche sind daher noch wichtiger als sonst - sie müssen die Frage beantworten, ob sich hier ein neues Muster abzeichnet, oder ob es nur statistische Ausreißer waren, die ignoriert werden können.
Entscheidung durch PMIs
Vor allem die Flut neuer Einkaufsmanager-Indizes (PMIs) rund um den Globus steht daher im Blick. Da sie erst am Freitag vorgelegt werden, könnten die Aktienmärkte die vier Handelstage bis dahin in einer Seitwärtsbewegung verbringen. Davor gibt es zumindest das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus Japan und aus den USA den Empire-State und den Philli-Fed-Index. Sie besitzen aber nicht die globale Relevanz der PMIs.
Bei den Inflationsdaten stehen am Mittwoch die Verbraucherpreise für Juli in der EU im Fokus. Ein Ausrutscher nach oben dürfte hier ebenfalls schlecht ankommen. Beim Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung dürfte man genau auf eventuelle Kommentar zur Preisentwicklung achten.
Das Zusammenspiel zwischen Wachstum und Inflation können Börsianer dann frühestens ab Freitag gegeneinander aufrechnen. Dazu kommen immer stärkere Einflüsse des US-Wahlkampfes, der mit der Ernennung der künftigen Vizepräsidentin jetzt erst richtig begonnen hat. Die von der Börse sehnlichst erwartete Einigung auf ein neues Konjunkturpaket könnte sich daher im parteipolitischen Gekeife auch in Luft auflösen. Wenig zwingende Gründe also für Anleger, kommende Woche aktiv zu werden.
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August 14, 2020 04:52 ET (08:52 GMT)
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