FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chef des Wirkstoffunternehmens Evotec plädiert für die Einrichtung eines Staatsfonds zur Unterstützung der Biotechbranche. "Einen offensiven staatlichen Aktionär, der idealerweise auf europäischer Ebene Sektoren wie die Biotechnologie oder Lifesciences strategisch aufzubauen hilft, den sehe ich positiv", sagte Werner Lanthaler der Zeitung Welt. Ein Weg dazu sei ein Staatsfonds. "Dieser Fonds sollte dann nicht nur in die Wissenschaftsforschung, sondern auch in die angewandte Wissenschaft investieren." Die Politik müsse aber auch das Ziel verfolgen, Leuchttürme oder Unicorns in der Biotechnologie aufbauen zu wollen.
Die Hamburger Evotec SE ist eines der weltgrößten Biotechunternehmen, die Wirkstoffe für Medikamente suchen.
Mit Blick auf die Beteiligung der Bundesregierung an dem Tübinger Biotechnologieunternehmen Curevac, das an einem Impfstoff gegen das Covid-19-Virus arbeitet, sagte Lanthaler, dies hab ihn grundsätzlich gefreut. Wenn der Staat allerdings protektionistisch vorgehe und sich aus Schutz an einem Unternehmen beteilige, sei das jedoch "Unsinn. Als Waffe im Wettbewerb taugt das nicht."
Zur Abhängigkeit bei Medikamenten und Grundstoffen von den dominierenden Herstellerländern in Asien äußerte er sich kritisch. "Diese Stoffe und Mittel ausschließlich aus Indien und China zu beziehen, ist falsch", sagte Lanthaler. Zum einen solle es höhere Vorräte an bestimmten Grundstoffen und Substanzen in Europa geben. Und zum anderen solle die Fähigkeit zur Medikamentenherstellung aufgebaut werden. "Wir wären naiv, wenn wir das nicht täten. Wir müssen eine Grundversorgung für einen Zeitraum von mehreren Monaten selbst aufrechterhalten können, auch wenn das einige Milliarden Euro an Investitionen erfordert", sagte der Evotec-Chef.
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August 14, 2020 23:00 ET (03:00 GMT)
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