Von Ben Eisen
NEW YORK (Dow Jones)--Die US-amerikanische Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway von Warren Buffett hat im zweiten Quartal während der Coronavirus-Pandemie und dem Lockdown einen Teil ihrer Bankenbeteiligungen zurückgefahren. Wie aus Eingaben an die US-Börsenaufsicht vom Freitag hervorgeht, wurden Aktien der beiden US-Banken Wells Fargo und JPMorgan Chase für jeweils 3 Milliarden US-Dollar verkauft. Bei Goldman Sachs ist Warren Buffett, der sich den Spitznamen das "Orakel von Omaha" verdient hat, sogar ganz ausgestiegen. Ende des ersten Quartals war der Anteil von Goldman Sachs 300 Millionen Dollar wert. Eine US-Bank erfreut sich allerdings noch seiner Beliebtheit: Die Beteiligung an der Bank of America Corp (BoA) hat Berkshire Hathaway aufgestockt und besitzt nun laut Factset einen Anteil von rund 12 Prozent des Unternehmens.
Die Aktien der Banken mussten in diesem Jahr einen großen Hieb einstecken, denn der größte Teil der Banken hatte mehrere Milliarden Dollar für drohende Kreditverluste beiseite gelegt. Bankmanager haben erklärt, dass sie glauben, dass die gegenwärtige Rezession wohl tiefer und länger dauern werde als ursprünglich erwartet. Der KBW Nasdaq-Bankenindex ist in diesem Jahr um 31 Prozent gefallen.
Buffett hat sich vor einiger Zeit optimistisch über eine Erholung der US-Wirtschaft geäußert, warnte jedoch im Mai davor, dass die Aktienkurse volatil sein könnten. "Sie können auf Amerika setzen, aber Sie müssen vorsichtig sein, wie Sie wetten. Ganz einfach, weil die Märkte in alle Richtungen laufen können", sagte er. Mit dem jüngsten Verkauf hat Berkshire Hathaway den Anteil an Wells Fargo um 26 Prozent gesenkt. Die JPMorgan-Beteiligung ist um 62 Prozent geschrumpft. Außerdem verkaufte Buffett unter anderem auch Aktien der Bank of New York Mellon, der M&T Bank Cor und der PNC Financial Services Group.
Der Verkauf von Wells-Fargo-Aktien ist besonders bemerkenswert, weil es wahrscheinlich bedeutet, dass Berkshire nicht mehr der größte Aktionär des Instituts ist. Buffett kaufte erstmals 1989 Aktien und stand Wells Fargo bei der Aufdeckung des Scheinkonten-Skandals zur Seite, wofür der Investor auch Kritik einstecken musste. "Alle großen Banken hatten Probleme der einen oder anderen Art", sagte Buffett auf der Hauptversammlung von Berkshire im Jahr 2018. "Und ich sehe keinen Grund, warum Wells Fargo als Unternehmen sowohl vom Standpunkt der Investoren als auch vom moralischen Standpunkt der Zukunft in irgendeiner Weise den anderen großen Banken, mit denen es im Wettbewerb steht, unterlegen ist." Ende letzten Jahres war die 8,4-prozentige Beteiligung von Berkshire an Wells Fargo 18,6 Milliarden Dollar wert. Beim Zeitpunkt des Kaufes zahlte Berkshire 7 Milliarden Dollar, geht aus dem Jahresbericht hervor.
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August 16, 2020 09:24 ET (13:24 GMT)
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