DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
QUANTENCOMPUTER - Die Quantencomputer haben in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte gemacht. Im Unterschied zum herkömmlichen Computer arbeiten sie nicht auf Basis der klassischen Physik, sondern basieren auf den Gesetzen der Quantenmechanik. Und auch wenn es bislang keine kommerziellen Anwendungen der Technik gibt - aus der Vision entsteht allmählich ein Markt. US-Konzerne wie IBM, Microsoft und Google treiben die Entwicklung voran. Auch Amazon ist eingestiegen. Die Bundesregierung will den Aufbruch in das neue Computerzeitalter nicht verpassen. Im Konjunkturpaket sind deshalb 2 Milliarden Euro zur Förderung der Quantentechnologie vorgesehen. Nicht um der Wirtschaft einen kurzfristigen Wachstumsimpuls zu geben, sondern um die Zukunftsfähigkeit der Industrie zu sichern und neue Abhängigkeiten zu vermeiden. Im Bundeswirtschaftsministerium legt man sich auf das Ziel fest, dass bis 2025 die Technologie für einen deutschen Quantencomputer bereitsteht. "Was wir jetzt machen, wird darüber entscheiden, ob wir die industrielle Kompetenz der deutschen Wirtschaft erhalten können", sagt Thomas Jarzombek, Beauftragter des Wirtschaftsministeriums für digitale Wirtschaft. (Handelsblatt S. 4)
KURZARBEITERGELD - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Aufstockung des Kurzarbeitergelds Medienberichten zufolge bis März 2022 verlängern. Die Bild am Sonntag veröffentlichte ein Konzept, das Heils Ministerium vor dem Koalitionsausschuss am Dienstag als Modell für die Verlängerung des Kurzarbeitergelds entwickelt habe. Demnach solle das Kurzarbeitergeld wegen der Coronakrise bis März 2022 ausgezahlt und auch dessen Aufstockung bis dahin fortgesetzt werden. Er werde dem Koalitionsausschuss vorschlagen, die Brücke der Kurzarbeit zu verlängern, bestätigte Heil gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. (Handelsblatt S. 7/FAZ S. 1, 17/SZ S. 16/Welt S. 10)
KURZARBEITERGELD - Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, kritisiert die Verlängerung des Kurzarbeitergelds als voreilig: "Ich sehe jetzt keinen Entscheidungsdruck, denn die laufende Regelung gilt bis Ende März 2021. Man muss das Pulver auch mal trocken halten", sagte er. Hüther verwies darauf, dass die Konjunktur sich erhole: "Die bis März 2021 geltende Kurzarbeitergeld-Regelung war sinnvoll, sie hat einen Arbeitsmarktschock durch die Pandemie verhindert. Die Nutzung des Kurzarbeitergeldes geht nun aber zurück, die Konjunkturindikatoren zeigen eine weitere Erholung an. Damit wird die Lage der Betriebe immer differenzierter. Umso weniger sind Breitbandanwendungen passend, die zusätzlich bis zu 10 Milliarden Euro kosten." (Rheinische Post)
CHINA - Die chinesische Bevölkerung hat in den vergangenen zwölf Monaten Kryptowährungen im Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar in andere Teile der Welt transferiert. Das zeigt der Report des US-Blockchain-Analysehauses Chainalysis. Das deutet darauf hin, dass Chinesen Teile ihres Vermögens während des Handelsstreit mit den USA außer Landes geschafft haben. Chinesische Bürger dürfen jährlich für umgerechnet 50.000 Dollar Fremdwährungen kaufen - so will es das Gesetz in der Volksrepublik. Wohlhabende Bürger umgingen diese Regel in der Vergangenheit, indem sie etwa ausländische Immobilien kauften. Gegen solche Ansätze griff die Regierung hart durch. Der Report von Chainalysis legt indes nahe, dass Chinesen jetzt einen anderen Weg gefunden haben, um das Gesetz zu umgehen. Welcher Anteil an den umgerechnet 50 Milliarden Dollar tatsächlich Kapitalflucht darstellt, lässt der Report aber offen. (Handelsblatt S. 32)
SPARKURS - Verdi-Chef Frank Werneke hat die Regierungskoalition gewarnt, zu früh wieder auf einen Sparkurs umzuschalten. Im Moment sei die wirtschaftliche Entwicklung erfreulich positiv, auch weil die Politik mit Kurzarbeit und Konjunkturpaket gut reagiert habe, sagte der Gewerkschafter. Die Erfolge könnten aber "verdaddelt werden", wenn "zu früh in eine noch nicht ausgestandene Krise hineingespart würde". Deutschland könne auch mit 80 Prozent Staatsverschuldung gemessen an der Wirtschaftsleistung gut leben. "Genauso falsch wäre eine Phase von zu niedrigen Lohnabschlüssen, wie das in den 2000er-Jahren der Fall war. Das war schlecht für die Binnennachfrage und hat sich krisenverschärfend ausgewirkt." (Handelsnblatt)
LOBBYREGISTER - Sieben Organisationen, unter ihnen Lobby Control und Abgeordnetenwatch, fordern die große Koalition in einem offenen Brief dazu auf, ein "Lobbyregister ohne Schlupflöcher" einzuführen. Das Register dürfe zum Beispiel nicht nur für den Bundestag, sondern müsse auch für die Bundesregierung gelten. Die Organisationen befürchten, dass sich Union und SPD auf ein relativ wirkungsloses Lobbyregister verständigen. (SZ S. 6)
SELBSTÄNDIGE - Vielen Soloselbständigen stand der Staat wegen der Pandemie schnell zur Seite. Doch bald war klar, dass vielen die Mittel kaum helfen - und oft ein Großteil des Geldes zurückzuzahlen ist. (SZ S. 15)
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August 24, 2020 00:20 ET (04:20 GMT)
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