DJ IW: Vollere Einkaufsstraßen wegen Mehrwertsteuersenkung
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die befristete Mehrwertsteuersenkung hat mehr potenzielle Käufer in Deutschlands Einkaufsstraßen gelockt, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab. In ausgewählten deutschen Einkaufsstraßen waren im Juli 2020 mit 27,2 Millionen Passanten 4,2 Millionen mehr unterwegs als im Juni. Davon waren 1,7 Millionen aufgrund der Steuersenkung shoppen, zeigt die IW-Studie.
"Die Mehrwertsteuersenkung wirkt und hilft vor allem dem Einzelhandel dabei, die Krise zu überwinden", sagt IW-Direktor Michael Hüther.
Für die Studie wurden die Daten der Firma Hystreet ausgewertet, die mittels Lasertechnik die Passanten in 41 besonders belebten Straßenabschnitten in 21 deutschen Städten zählt.
Danach sind 40 Prozent der zusätzlichen Passanten in den untersuchten Städten auf die Mehrwertsteuersenkung zurückzuführen, so IW-Datenanalyst und Studienautor Henry Goecke. Allerdings bleibe abzuwarten, ob dies dem Einzelhandel auch langfristig helfen werde, die Corona-Krise zu überwinden - und ob der Trend in den kommenden Monaten anhalte. "Wichtig ist bei konjunkturpolitischen Maßnahmen, dass sie zur rechten Zeit an der passenden Stelle ansetzen und befristet sind. Das ist hier der Fall", so IW-Direktor Hüther.
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung schätzt die konjunkturstützende Wirkung der Mehrwertsteuer jedoch weniger positiv ein. Laut der am Montag veröffentlichten IW-Studie gibt die zeitlich befristete Absenkung der Mehrwertsteuer dem privaten Konsum und der Konjunktur nur einen relativ überschaubaren Impuls. Größere Effekte hätten die dafür im Konjunkturpaket der Bundesregierung eingesetzten Mittel wahrscheinlich erzeugt, wenn sie in einen höheren Kinderbonus oder eine stärkere Aufstockung des Kurzarbeitergeldes geflossen wären.
(Mitarbeit: Andreas Kißler)
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August 24, 2020 05:26 ET (09:26 GMT)
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