MINSK (dpa-AFX) - Bei den Protesten in Belarus (Weißrussland) gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko sind in Minsk und anderen Städten mehr als 50 Menschen festgenommen worden. Das teilte das Menschenrechtszentrum Wesna am Mittwoch in Minsk mit. Das Innenministerium bestätigte die Angaben.
Es war die höchste Zahl seit Tagen. Die Sicherheitskräfte hatten eindringlich davor gewarnt, an ungenehmigten Demonstrationen teilzunehmen. Allerdings waren die Uniformierten zuletzt kaum eingeschritten - nach der massiven Polizeigewalt am 9. August und den Folgetagen.
Die neue Welle der Festnahmen läuft seit einigen Tagen. Bei Kundgebungen für einen Rücktritt Lukaschenkos kam es am Dienstagabend nicht nur in Minsk, sondern etwa auch in Grodno und Gomel zu Festnahmen. Die Demokratiebewegung wirft den Behörden Willkür vor und pocht auf ihr Recht auf Versammlungsfreiheit. Die Staatsmacht hat die Präsenz von Sicherheitskräften und Gefangenentransportern auf den Straßen massiv erhöht. Von Staatsseite werden nur Kundgebungen für Lukaschenko unterstützt.
Die Ex-Sowjetrepublik durchlebt seit der Präsidentenwahl am 9. August die schwerste Krise, seit Lukaschenko vor 26 Jahren das erste Mal an die Macht kam. Er hatte sich bei der Abstimmung vor gut zwei Wochen 80,1 Prozent der Stimmen zusprechen lassen. Danach kam es landesweit zu Protesten und Streiks sowie zu massiver Polizeigewalt gegen die friedliche Bevölkerung, die den offiziellen Ergebnissen nicht glaubt. Der 65-Jährige hatte mit dem Einsatz des Militärs gedroht, um sich eine sechste Amtszeit zu sichern. Die EU erkennt die Wahl nicht an. Länder wie Russland und China gratulierten Lukaschenko zum Sieg./mau/DP/stw