DJ IW warnt vor Risiken und Fehlanreizen durch Kurzarbeits-Verlängerung
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) fürchtet negative Auswirkungen des Beschlusses der Koalition, die Regelung zum Kurzarbeitergeld zu verlängern. "Zwar kommt die Diskussion zur rechten Zeit, allerdings bringt der Beschluss erhebliche Risiken und Fehlanreize mit sich", erklärte IW-Arbeitsmarktexperte Oliver Stettes. Kurzarbeit sei ein zentrales Instrument, um bei einem vorübergehenden Auftragsrückgang Arbeitsplätze zu sichern. "Der Arbeitsmarkt ist dadurch bislang vor erheblichem Schaden bewahrt worden", betonte er.
Allerdings berge der Entschluss zur Verlängerung diverse Risiken. So könnte an Arbeitsverhältnissen festgehalten werden, die auch bei einer wirtschaftlichen Erholung keine Perspektive mehr hätten. Dieses Risiko steige mit der Bezugsdauer des Kurzarbeitergelds, zum Beispiel wie jetzt vorgesehen von zwölf auf 24 Monate. "Die wirtschaftliche Erholung hat Fahrt aufgenommen, die Vereinbarung kommt zu früh", monierte Stettes. Ohnehin gebe es an den derzeitigen Regelungen grundsätzliche Kritikpunkte.
Schon die Aufstockung des Kurzarbeitergelds sei kritisch gewesen, denn sie bedeute nicht nur eine Ungleichbehandlung von Arbeitslosen und Kurzarbeitern, sondern erhöhe das Risiko, dass sich die Betroffenen nicht nach einem alternativen Arbeitsplatz umsehen. Auch widerspreche die Koppelung der vollständigen Erstattung von Sozialversicherungsabgaben für ausgefallene Arbeitsstunden an Qualifizierungsmaßnahmen der Logik von Kurzarbeit als Anpassungsinstrument für vorübergehende Auftragseinbrüche.
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August 26, 2020 10:10 ET (14:10 GMT)
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