DJ Verbände fordern variable Abrechnung bei Stromnetzentgelten
BERLIN (Dow Jones)--Der Auto-Lobbyverband VDA, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Bundesverband der Wärmepumpe (BWP) haben sich für variable Netzentgelte ausgesprochen. In einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) fordern sie, die geplante Reform der Netzentgelte im Energiewirtschaftsgesetz stärker auf die Bedürfnisse der Verbraucher und den Klimaschutz auszurichten. Die Energiewirtschaft sieht den Vorschlag kritisch.
Ziel sei es, "das Modell der zeitvariablen Netzentgelte zu unterstützen, die Digitalisierung der Netze voranzutreiben und Netzbetreiber zur zügigen Flexibilisierung zu motivieren", heißt es in dem Appell der drei Verbände. Bei diesem Modell werden Verbrauchern unterschiedliche Preise zu unterschiedlichen Zeiten angeboten, nach denen sie ihre Stromnutzung individuell anpassen können. Zum Beispiel könnten E-Auto- und Wärmepumpen-Besitzer ihre Geräte nachts - wenn Stromnachfrage und -preise niedriger sind - laden beziehungsweise betreiben. Wenn sie dadurch das Netz entlasten, müsse sich das auch positiv auf ihre Stromrechnung auswirken, forderte vzbv-Vorstand Klaus Müller. "Das bietet Anreize zum Umstieg auf Elektromobilität und so einen Beitrag zum Klimaschutz".
Das von den Stadtwerken unterstützte Modell der "Spitzenglättung" lehnen die drei Verbände ab. Hierbei soll der Netzbetreiber selbst eingreifen können, um Lastspitzen zu glätten und das Netz zu entlasten. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) argumentiert in einem Positionspapier, dass variable Netzentgelte das System noch viel komplexer machen würden und akute Engpässe schwerer abzuwehren seien. Profitieren würden zudem nur Stromverbraucher, die sich teure Messgeräte leisten könnten. VDA-Chefin Hildegard Müller erklärte indes: "Wenn Besitzer von Elektroautos eine gesicherte Leistung nur zu besonders hohen Tarifen erhalten, kann das den Hochlauf der Elektromobilität und damit das Ziel einer CO2-freien Mobilität gefährden."
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August 31, 2020 07:49 ET (11:49 GMT)
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