DJ Ohoven warnt vor "brandgefährlichem Irrweg" bei Insolvenzanträgen
BERLIN (Dow Jones)--Vor der Entscheidung des Bundeskabinetts über eine Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hat der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Mario Ohoven, die Politik vor einem "brandgefährlichen Irrweg" gewarnt. "Es gibt bereits jetzt viele Betriebe, die marktwirtschaftlich nicht mehr rentabel sind oder es nie waren", sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. Dabei gehe es nicht um die von der Corona-Krise besonders betroffenen Branchen wie die Gastronomie, Hotellerie oder Veranstaltungswirtschaft.
Dass die Zahl der Firmeninsolvenzen um über 13 Prozent gesunken sei, zeige, "dass mit den staatlichen Corona-Hilfen, dazu zählt auch die pauschale Verlängerung des Kurzarbeitergeldes, viele Unternehmen künstlich am Leben gehalten werden, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind". Die Pläne zur Verlängerung des Aussetzens der Insolvenzantragspflicht hielt Ohoven für politisches Kalkül. "Das nährt in mir den Verdacht, dass die Politik versucht, die drohende massive Pleitewelle im Mittelstand so lange wie möglich aufzuschieben - am besten bis nach der Bundestagswahl."
Statt einer solchen Maßnahme brauche man andere Schritte, um Unternehmen in der Krise unter die Arme zu greifen. "Es bedarf gezielter Maßnahmen, damit die Unternehmen Liquidität aufbauen können und der Mittelstand insgesamt entlastet wird", forderte Ohoven. "Dazu gehören vor allem eine überfällige Reform der Unternehmensbesteuerung, die Möglichkeit von Verlustrückträgen für zwei, besser drei Jahre und die vollständige Abschaffung des Soli."
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September 02, 2020 02:42 ET (06:42 GMT)
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