DJ Bundesamt: Fusionsanmeldungen in der Corona-Krise eingebrochen
BERLIN (Dow Jones)--Seit dem coronabedingten Lockdown sind deutlich weniger Übernahmen beim Bundeskartellamt gemeldet worden. Allein im Mai verzeichneten die Wettbewerbshüter über 50 Prozent weniger Neuanmeldungen als im Vorjahresmonat, wie die Bonner Behörde anlässlich der Vorstellung ihres Jahresberichts 2019 mitteilte. Im ersten Halbjahr 2020 sank die Zahl der angezeigten Fusionsvorhaben insgesamt um über 20 Prozent auf 505.
"Wir werden es uns nicht leisten können, die Fusionskontrolle in Zeiten der Corona-Krise zu lockern", erklärte Amtspräsident Andreas Mundt. Diese Zahl werde in den nächsten Monaten allerdings krisenbedingt wieder anziehen. Es gebe "bereits erste Anzeichen dafür, dass wir zahlreiche Übernahmen von Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sehen werden". So seien es im August nur noch 11 Prozent weniger Fusionsanzeigen als im Vorjahreszeitraum gewesen.
Insgesamt prüfte das Bundeskartellamt 2019 rund 1.400 geplante Zusammenschlüsse. Davon wurden 14 vertieft geprüft. In vier Fällen endete das Verfahren mit einer Untersagung, in sechs Verfahren zogen die Beteiligten ihre Vorhaben zurück. Eine Fusion wurde unter der Auflagen, drei weitere letztlich ohne Auflagen freigegeben.
Weiter Streit mit Amazon und Facebook
Im Fokus der Kartellwächter steht weiterhin die Digitalwirtschaft. So musste die US-Handelsplattform Amazon ihre Geschäftsbedingungen für Dritthändler auf dem Amazon Marketplace weltweit im Sinne der Händler anpassen. Derzeit streitet sich der Konzern mit den Prüfern um die Frage, ob und in welcher Form Amazon die Preissetzung seiner Händler beeinflusst. Ein weiteres Urteil gegen Facebook steht noch in diesem Jahr aus. Das Oberlandesgericht Düsseldorf prüft das von der Behörde verhängte Verbot, wonach der Konzern Daten der Nutzer aus verschiedenen Quellen nicht mehr sammeln und zusammenführen darf.
Auch mögliche Übernahmen aus China standen im Fokus. Intensiv prüfte das Kartellamt etwa den geplanten Kauf des Rangierlokomotiven-Herstellers Vossloh Locomotives durch den größten Bahntechnik-Giganten CRRC in Peking, erteilte aber im April 2020 eine Freigabe. Behördenchef Mundt begründete die Entscheidung mit den starken Wettbewerbern in diesem Markt. Dennoch sei "eine Blaupause" für den künftigen Umgang mit Staatsunternehmen erarbeitet worden.
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September 02, 2020 06:01 ET (10:01 GMT)
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