DJ Börsenchef kündigt nach Wirecard-Debakel Konsequenzen für den DAX an
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Börse will nach dem Wirecard-Debakel ihre Kriterien und Sanktionsmöglichkeiten schärfen. "Wir werden uns anpassen, wir werden auch den DAX anpassen", sagte Vorstandschef Theodor Weimer auf dem Handelsblatt-Bankengipfel. Er brachte höhere Strafen bei Verstößen gegen die Börsenregeln und neue Kriterien für die Zusammensetzung des deutschen Leitindex ins Spiel.
Wirecard hat im Juni Insolvenz angemeldet, nachdem Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro ans Licht gekommen waren. Aber erst im August konnte die Aktie aus dem DAX genommen worden, was für Kritik und Unverständnis gesorgt hat. Weimer sprach mit Blick auf Wirecard von einer "ganz bitteren Erfahrung" für den deutschen Kapitalmarkt.
Weimer will einerseits Sanktionsverfahren beschleunigen und höhere Strafen austeilen können. "Wir werden alles daran setzen, dass die Sanktionshöhen dramatisch ausfallen, und wir werden sicherlich in Richtung 'Naming and Shaming' gehen". Es sei an anderen Börsen weltweit üblich, dass öffentlich gemacht wird, wenn Unternehmen ihre Abschlüsse nicht rechtzeitig abliefern. Aktuell sei dies nach Gesetz nicht zulässig. Er habe aber die Abgeordneten des Deutschen Bundestages "eindringlich darum gebeten", für eine entsprechende Gesetzesänderung zu sorgen.
Was auf der anderen Seite die Anpassung des DAX angehe, werde die Deutsche Börse noch vor Ende des Jahres Vorschläge machen. Dabei werde es um die Berücksichtigung von qualitativen Kriterien, etwa auch solche mit Blick auf die Unternehmensführung, bei der Indexzusammensetzung gehen. "Oder wie man die Berechnung des DAX vielleicht vereinfachen kann", so Weimer.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/mgo/sha
(END) Dow Jones Newswires
September 02, 2020 06:23 ET (10:23 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.