DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
BANKEN - Für die deutschen Banken hat die Corona-Krise gerade erst begonnen. Die Finanzaufsicht und auch die Institute selbst stellen sich auf eine lange Durststrecke für die Wirtschaft ein, mit gravierenden Folgeschäden für die Banken. "Wir werden nicht schmerzfrei aus dieser Sache herauskommen, so viel steht fest", sagte der Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, auf dem Banken-Gipfel des Handelsblatts. Für die Bankenbranche in Gänze seien die Belastungen durch die Krise zwar verkraftbar, sagte Hufeld, der in der Wirecard-Affäre selbst erheblich unter Druck geraten ist, "aber wir machen uns schon Sorgen um die 20 bis 30 schwächsten Institute. Das dicke Ende steht noch aus." Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hält eine neue Bankenkrise auf Sicht der nächsten zwölf bis 18 Monate zwar für sehr unwahrscheinlich. Aber wenn die Corona-Krise sich noch mehrere Jahre hinziehe, dann würden die Folgeschäden auch auf die Banken durchschlagen, räumte der Banker ein. Zudem hat Sewing die Sorge, dass sich viele Firmen nicht schnell genug an die Welt nach Corona anpassen. "Wenn jedes sechste Unternehmen in Deutschland durch Rettungsgelder und faktisch ausgesetzte Insolvenzmeldungen ein 'Zombie' wird, dann hätte das gravierende Auswirkungen auf die Produktivität unserer Volkswirtschaft." Auch auf die Banken steigt der Druck, ihre Geschäftsmodelle zu überarbeiten. Dabei dürfe man keine Zeit verlieren, sagte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. (Handelsblatt)
KLIMAZIELE - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin, bei den anstehenden Verhandlungen über strengere EU-Klimaziele an die Unternehmen zu denken. In einer bisher unveröffentlichten Analyse, die Welt vorliegt, hat der Verband die Folgen strengerer Klimaziele für die deutsche Wirtschaft skizziert. Mehr Tempo auf dem Weg zur Klimaneutralität werde zwangsläufig für schneller steigende Energiepreise sorgen, heißt es darin. Für viele Unternehmen könnte diese Entwicklung, wenn sie zu schnell geht, existenzbedrohend sein und in die Pleite führen, warnen die Verbandsvertreter. "In einigen Branchen könnten rapide ansteigende Kosten und strengere Vorgaben den bereits laufenden Strukturwandel in einem Maße beschleunigen, welches zu irreparablen Strukturbrüchen führt", schreiben die Autoren. (Welt)
AUTOPRÄMIE - Die CSU besteht auf der Einführung einer Autokaufprämie für Verbrenner. "Wir sagen dem modernen Verbrennungsmotor nicht den Kampf an, sondern integrieren ihn als Übergangstechnologie in unsere Konzepte. Eine Kaufprämie für saubere Verbrenner darf dabei kein Tabu sein, sondern kann eine Brücke bauen auf dem Weg zu neuer Wettbewerbsfähigkeit und dem Erhalt von Arbeitsplätzen", heißt es in einem Papier, das mit "Kickoff aus der Krise - Chancen schaffen, Jobs sichern, Innovationen fördern" überschrieben ist. Es soll am Donnerstag verabschiedet werden und liegt Welt vor. Man setze "auf eine verträgliche Disruption, die alle mitnimmt, statt harter Ideologie mit breiten Kollateralschäden". Aus Sicht der CSU sind es ideologische Gründe, die im Juni zur Ablehnung der Kaufprämie durch die Koalitionspartner geführt haben, und keine wirtschaftlichen. (Welt/SZ)
IMPFSTOFFE - Die Europäische Union (EU) wird mit Pharmakonzernen, die an einem möglichen Impfstoff gegen Covid-19 arbeiten, eng zusammenarbeiten. "Die Unterzeichnung des ersten Vertrags mit Astra-Zeneca letzte Woche war ein entscheidender erster Schritt in unseren Bemühungen, allen Bürgern sichere und wirksame Coronavirus-Impfstoffe zu liefern, bis die Europäische Arzneimittel-Agentur die Sicherheit und die behördliche Zulassung erteilt hat", sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides dem Handelsblatt. Weitere Vereinbarungen seien in Vorbereitung. (Handelsblatt)
MEHRWERTSTEUER - Obwohl im Juli die Mehrwertsteuer sank, macht der Einzelhandel weniger Umsatz als zuvor. Das hat mit der Jobangst der Kunden zu tun, aber auch mit den Preisschlachten der Händler. Manche Ökonomen hatten damit gerechnet, dass der Einzelhandel im Juli wenigstens ein halbes Prozent mehr Umsatz machen würde. Doch stattdessen schrumpften die Verkäufe sogar um 0,9 Prozent - wobei es dem Handel insgesamt ziemlich gut geht. (SZ)
SOZIALSTAAT - Die SPD will auf die Corona-Pandemie mit einem deutlichen Ausbau des Sozialstaates reagieren. Der Sozialstaat sei "die zentrale Instanz, die die Gesellschaft, aber auch unsere Wirtschaft zusammenhält", zitieren die Zeitungen der Funke Mediengruppe aus einem Beschlusspapier der SPD-Bundestagsfraktion, die an diesem Donnerstag eine zweitägige Klausurtagung abschließt. Ein neuer Sozialstaat müsse den Bürgern auf Augenhöhe begegnen, heißt es dem Bericht zufolge in dem SPD-Papier. Dafür wolle die SPD die Hartz-IV-Grundsicherung in heutiger Form abschaffen und durch ein Bürgergeld ersetzen. Die staatliche Sozialhilfe solle aus einer Hand bürgernah angeboten werden. (Funke Mediengruppe)
WIEDERAUFBAUFONDS - Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat sich abermals von der Beschlusslage des EU-Finanzgipfels im Juli distanziert. Er wolle das Vorhaben direkter EU-Kapitalspritzen für Unternehmen weiterverfolgen, sagte er im Europaparlament. Scholz hatte erst kürzlich mit der Aussage für Streit in der Koalition gesorgt, der Wiederaufbaufonds sei unumkehrbar. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte abermals klar, es handle sich um eine einmalige Antwort auf die Corona-Pandemie. (FAZ)
FED - Nachdem die US-Notenbank ihre neue Strategie vorgestellt hat, gibt es Zustimmung für das Konzept, aber auch Skepsis, ob die Fed ihre Ziele erreichen kann. Notenbankchef Powell hatte angekündigt, künftig die Inflation für gewisse Zeiträume höher laufen zu lassen. Aber weder er noch sein Stellvertreter Rich Clarida präsentierten neue Instrumente zur Umsetzung der Strategie. Tatsächlich hat die Fed über die vergangenen Jahre die hartnäckig niedrige Preisentwicklung nur selten in die Nähe des selbst gesetzten Ziels von zwei Prozent gebracht. (Handelsblatt)
EZB - Nach der kontinuierlichen Aufwertung des Euro zum Dollar in den vergangenen Wochen und Monaten hat nun EZB-Chefvolkswirt Philip Lane mit Aussagen zum Thema aufhorchen lassen. Die EZB verfolge zwar kein Wechselkursziel, aber der Wechselkurs sei durchaus von Bedeutung und relevant für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte Lane am Dienstagabend bei einem Online-Seminar. Kurz zuvor hatte der Euro kurzzeitig die Marke von 1,20 Dollar überschritten - erstmals seit mehr als zwei Jahren. Nach Lanes Aussagen und angesichts guter US-Konjunkturdaten verlor der Euro dann wieder. Lanes Aussagen wurden von vielen Beobachtern als eine erste verbale Interventionen der EZB gegen die Euro-Stärke interpretiert. (Börsen-Zeitung)
BAUKINDERGELD - In den Reihen der Regierungsfraktionen mehren sich die Stimmen, die das Baukindergeld für Familien verlängern wollen. Den Zuschuss gibt es nach der geltenden Rechtslage für Immobilien, für die bis zum 31. Dezember 2020 der Kaufvertrag unterzeichnet wird oder der Baubeginn erfolgt. (FAZ)
DJG/AFP/pi/sha
(END) Dow Jones Newswires
September 03, 2020 00:49 ET (04:49 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.