DJ Klimaforscher kritisiert Windkraft-Südquoten in EEG-Novelle
BERLIN (Dow Jones)--Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sieht die geplanten Zuschläge für Windräder in Süddeutschland skeptisch. Die geplanten Südquoten könnten zu Problemen führen, schreibt der Leiter der PIK-Klima- und Energiegruppe, Michael Pahle, in einer Stellungnahme zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Dow Jones Newswires. Denn eine solche Förderung sei "besonders schwer wieder abzuschaffen, weil sie Nutzen auf vergleichsweise wenige Akteure im Süden konzentriert, die Kosten hingegen deutschlandweit sozialisiert".
Mit den Südquoten will die Bundesregierung erreichen, dass in den windarmen und damit für Investoren weniger attraktiven Gebieten mehr Windparks gebaut werden. Dies soll auch den Netzengpass in der Mitte Deutschlands entlasten und die Stromerzeugung im Süden flexibler machen. Als Wind-Quote schlägt der EEG-Entwurf 15 Prozent in den Jahren 2021 bis 2023 und 20 Prozent ab dem Jahr 2024 vor, für Biomasseanlagen sogar 50 Prozent.
Pahle kritisiert, dass die Südquoten das Problem des langsamen Netzausbaus nur indirekt beheben. Besser sei das Marktmodell von Konten- oder Zonenpreisen, das etwa in Skandinavien oder im US-Bundesstaat Kalifornien genutzt werde. "Diese Preise reizen Zubau dort an, wo das Angebot an Strom vergleichsweise gering ist", schreibt der PIK-Forscher. "Außerdem lösen sie das Problem des Zuschnitts der Zonen grundsätzlich effizienter als eine regulatorische Festlegung."
Aus Sicht Pahles kollidieren die Südquoten mit einem weiteren Ziel der Bundesregierung: Bis spätestens 2027 will diese einen Vorschlag für einen Umstieg von der finanziellen Förderung auf einen marktgetriebenen Ökostromausbau vorlegen, heißt es im EEG-Entwurf. Pahle zufolge kann ein marktgetriebener Ausbau nur bedeuten, dass die Anreize für den Ausbau "faktisch komplett" durch den perspektivisch steigenden Zertifikatepreis im EU-Emissionshandel ETS gesetzt werden. Wie beides zusammenpasse, sei "fraglich", so der PIK-Forscher. "Unter dem Strich hätte die Reform also schon jetzt deutlicher auf Marktelemente setzen sollen, um damit der marktgetriebenen Förderung den Weg zu bereiten."
Selbst wenn die Bundesregierung mit den Maßnahmen ihr Ökostromziel von 65 Prozent bis 2030 erreicht, dürften noch weitere Anstrengungen nötig sein, so Pahle. Denn die EU plant, in den nächsten zehn Jahren nicht nur 40 Prozent, sondern 50 bis 55 Prozent mehr CO2 gegenüber 1990 einzusparen.
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September 03, 2020 10:38 ET (14:38 GMT)
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