VILNIUS (dpa-AFX) - Litauens Außenminister Linas Linkevicius hat die Staatsführung in Minsk für das spurlose Verschwinden der belarussischen Oppositionsführerin Marija Kolesnikowa verantwortlich gemacht und deren sofortige Freilassung gefordert. "Die Entführung von M. Kolesnikowa in der Innenstadt von Minsk ist eine Schande", schrieb Linkevicius auf Twitter. "Anstatt mit dem Volk von Belarus zu sprechen, versucht die scheidende Führung, einen nach dem anderen zynisch zu eliminieren". Dies erinnere an stalinistische Methoden.
Kolesnikowa ist eine der wichtigsten Oppositionellen - sie wird seit Montag vermisst. Die Hintergründe ihres Verschwindens sind bislang unklar. Medienberichten zufolge könnte sie entführt worden sein. Die 38-Jährige gehört dem Koordinierungsrat der Demokratiebewegung an, der einen friedlichen Machtwechsel in der Ex-Sowjetrepublik anstrebt.
Einige Kollegen des Gremiums waren zuvor schon festgenommen worden, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden. Unter ihnen ist die Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowaskaja. Sie war nach der Wahl ins benachbarte EU-Land Litauen geflüchtet.
Wirbel gab es zuletzt auch um das Ratsmitglied Pawel Latuschko. Der ehemalige Kulturminister und jetzige Oppositionelle, der vom autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko offen bedroht wurde, war zu Besuchen nach Polen und Litauen gereist. In einem Interview der Agentur BNS betonte Latuschko, er wolle kein politischer Auswanderer werden und nach Belarus zurückkehren. Dabei bestehe aber das Risiko, dass er bei seiner Rückkehr festgenommen werde, sagte er./awe/DP/eas