DJ Scholz kritisiert im Fall Wirecard Wirtschaftsprüfer
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat im Wirecard-Skandal erneut Vorwürfe an die Wirtschaftsprüfer gerichtet und zugleich deutlich größere Kontrollmöglichkeiten der Finanzaufsicht angekündigt. Es sei "schwer begreifbar, das es den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften nicht gelungen ist, das aufzudecken", sagte Scholz bei einer Regierungsbefragung im Bundestag. "Die sind über zehn Jahre dabei zu prüfen und haben nichts erkannt."
Als Reaktion habe er deshalb unter anderem eine größere Rotation bei den Prüfern und eine klare Trennung von Prüfung und Beratung vorgeschlagen. "Selbstverständlich gehört auch dazu, die Aufsichtsregelungen zu verbessern", betonte der SPD-Politiker. Die Aufsicht müsse mehr Möglichkeiten bekommen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) müsse sofort eine forensische Prüfung durchführen können, auch anlasslos und "mit allem Reputationsschaden", den das für ein Unternehmen haben könne. "Wir gehen auch das Risiko ein, dass ein Unternehmen sich hinterher beklagt, durch diese Prüfung sei der Ruf geschädigt", betonte Scholz.
Der Finanzminister sprach von einer "maximalen Aufklärung" der Vorgänge um den inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister. Viele Informationen lägen schon vor, die der geplante Untersuchungsausschuss ansonsten erst noch erarbeiten müsste, betonte Scholz. Die Oppositionsfraktionen FDP, Linke und Grüne wollen noch diese Woche einen Einsetzungsantrag für den Untersuchungsausschusses zum Wirecard-Bilanzskandal ins Parlament einbringen. Über diesen soll am Freitag debattiert werden. Scholz hat die Einsetzung des Ausschusses bereits begrüßt.
In dem Skandal um Wirecard ist zunehmend die Rolle der Politik und der Finanzaufsicht ins Zentrum gerückt. Die Behörden stehen seit Wochen in der Kritik, weil sie die Unregelmäßigkeiten zu spät aufgedeckt hätten. Dabei geht es auch um die Rolle von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen des Engagements für Wirecard bei einer China-Reise im Herbst 2019 und um die politische Verantwortung von Scholz für die Bafin. Bei dem damaligen DAX-Unternehmen waren im Juni Luftbuchungen von fast 2 Milliarden Euro öffentlich geworden, es befindet sich inzwischen im Insolvenzverfahren. Führende ehemalige Unternehmensmanager sind in Haft oder flüchtig.
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September 09, 2020 10:46 ET (14:46 GMT)
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