BERLIN (dpa-AFX) - Vor der Bundestagsdebatte über den aktuellen Berufsbildungsbericht an diesem Freitag fordern die Grünen mehr Einsatz für die Berufsausbildung in Deutschland. Diese genieße international hohes Ansehen, sagte der Obmann der Grünen im Bildungsausschuss, Kai Gehring, der Deutschen Presse-Agentur. "Es wäre allerdings töricht, in Selbstzufriedenheit zu verfallen. Denn die berufliche Bildung in Deutschland ist in der Krise, weil pandemiebedingt ein Ausbildungsplatzmangel droht."
Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt war schon vor Corona problematisch, wie der Anfang Mai vom Bundeskabinett beschlossene Berufsbildungsbericht zeigt, über den nun an diesem Freitag im Bundestag debattiert wird. Das Angebot an Lehrstellen ging zuletzt zurück, gleichzeitig sank auch die Zahl der Bewerber. Rechnerisch blieb so zwar ein Überangebot, doch sinkende Azubizahlen bedeuten auch sinkenden Fachkräftenachwuchs. In der Krise werden Unternehmen nun mit Azubiprämien unterstützt, wenn sie trotz wirtschaftlicher Probleme ihre Lehrstellen nicht abbauen oder sogar aufstocken.
Die berufliche Bildung müsse interessanter und attraktiver werden, forderte Gehring. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung sei ein uneingelöstes Versprechen. Er kritisierte etwa die Einstellungspraxis in Unternehmen und im öffentlichen Dienst. "Ins Management und in die Führungsspitze von Unternehmen gehören mehr Menschen, die sich über die berufliche Bildung hochgearbeitet haben. Im öffentlichen Dienst müssen Hürden für beruflich Qualifizierte fallen, deren Abschlüsse auf dem Papier schon jetzt gleichwertig zu einem Hochschulabschluss sind."/jr/DP/zb