BERLIN/ATHEN (dpa-AFX) - Nach der Zusage Deutschlands und Frankreichs, kurzfristig mehr minderjährige Migranten aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria aufzunehmen, setzt Entwicklungsminister Gerd Müller auf die Solidarität innerhalb der EU. Jetzt müssten auch die anderen europäischen Länder und die EU-Kommission entschlossen handeln, sagte der CSU-Politiker der "Passauer Neue Presse" (Freitag). "Die dramatischen Ereignisse in Moria müssen ein Weckruf sein, die Zustände zu ändern und endlich zu einer gemeinsamen Flüchtlingspolitik in Europa zu kommen." In Moria seien keine Flüchtlinge Griechenlands. "Das sind Europas Flüchtlinge."
Kritik äußerte Müller auch an den griechischen Behörden, die das überfüllte Lager auf Lesbos über Jahre nicht nennenswert erweitert, saniert oder umgebaut hätten. Er habe bereits vor zwei Jahren vorgeschlagen, es in kleinere Einheiten umzubauen, nach den Standards des UN-Flüchtlingshilfswerks, sagte Müller. "Im Irak oder in Kenia ist das ja auch möglich." Über die Zustände auf Lesbos sagte er: "Ich war in vielen Flüchtlingslagern in Afrika oder in Nahost. Nirgends herrschen so dramatische Zustände wie in Moria - und das mitten in Europa." Der "Augsburger Allgemeinen" sagte er: "Kaum ein Lager der Welt hat schlechtere Lebensbedingungen."
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bedankte sich bei Deutschland und Frankreich für die Bereitschaft, Minderjährige aufzunehmen. "Wir werden alles unternehmen, diese Krise auf menschliche Weise anzugehen", sagte er am Donnerstagabend in Ajaccio auf Korsika nach einem informellen EU-Südstaaten-Gipfel.
Eine konkrete Zahl, wie viele Menschen Deutschland aufnehmen wird, nannte Merkel nicht. Griechenland hatte bis Donnerstag bereits 400 Minderjährige, die ohne Begleitung ihrer Eltern unterwegs sind, in die Hafenstadt Thessaloniki geflogen. Merkel sagte, sie hoffe, dass sich auch andere EU-Mitgliedsstaaten an der Aufnahme Minderjähriger beteiligen. Sie habe mit Mitsotakis zudem besprochen, dass man sofort dabei helfe, vor Ort eine neue und bessere Unterbringung für die Betroffenen sicherzustellen./toz/DP/zb