
DJ Warnstreiks bei Deutscher Post - Verdi: Briefwahl nicht gefährdet
Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Am dritten Tag der Warnstreiks bei der Deutschen Post liegt der Schwerpunkt der Gewerkschaft Verdi zufolge in Berlin, insgesamt seien acht Bundesländer von temporären und punktuellen Arbeitsniederlegungen betroffen. Der Bonner Logistikkonzern kritisiert, dass Nordrhein-Westfalen kurz vor der dortigen Kommunalwahl von Warnstreiks betroffen sei, ein Verdi-Sprecher sagte, die Gewerkschaft erwarte keine Verzögerungen bei der Briefwahl.
Verdi will mit den Warnstreiks den Forderungen nach unter anderem 5,5 Prozent mehr Lohn für die 140.000 Tarifbeschäftigten des DAX-Konzerns Nachdruck verleihen.
Der Deutschen Post zufolge haben sich am Freitag bis zum Mittag insgesamt rund 900 Beschäftigte an den Arbeitsniederlegungen beteiligt. Ein Verdi-Sprecher sagte, die Gewerkschaft werde im Laufe des Nachmittags eine aktuelle Zahl über die Beteiligung an den Warnstreiks veröffentlichen, die auch die Nachmittags-Arbeitsschichten einbeziehe.
Laut Verdi beteiligen sich Beschäftigte in Berlin sowie in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Saarland an den Warnstreiks.
Dem Konzern zufolge waren am Freitag von den Warnstreiks vor allem die Brief-, Verbund- und Paketzustellung tangiert, aber auch die Sortierung von Briefen und Paketen. Bundesweit seien insgesamt bislang etwa 65.000 Pakete - das sind 1,2 Prozent der Tagesmenge - und rund 356.000 Briefe - etwa 0,6 Prozent der Tagesmenge - betroffen. Die Post ergreife weiterhin Maßnahmen, um die Auswirkungen für die Kunden so gering wie möglich zu halten.
Am Donnerstag hatten die Post-Beschäftigten ihre Warnstreiks stark ausgeweitet. Bis zum Nachmittag beteiligten sich laut Verdi bundesweit 3.100 Beschäftigte. Am Mittwoch, dem ersten Tag, hatten nach Verdi-Angaben 1.300 Beschäftigte an punktuellen Warnstreiks teilgenommen.
Die Deutsche Post kritisierte, dass die Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen zwei Tage vor der dortigen Kommunalwahl den dritten Tag in Folge zu Warnstreiks aufrief. Damit nehme Verdi bewusst eine Beeinträchtigung der Briefwahl in Kauf. "Nur durch kurzfristige Prozessanpassungen" - wie zum Beispiel den Einsatz nichtstreikender Mitarbeiter - und "prioritäre Behandlung der Wahlbriefe" habe die Deutsche Post bisher sicherstellen können, "dass die Wahl am kommenden Sonntag nicht gefährdet ist".
Ein Verdi-Sprecher in Nordrhein-Westfalen sagte, der Warnstreik habe voraussichtlich keinerlei Auswirkungen auf die Briefwahl. Zum einen würden die Warnstreiks nur einzelne Arbeitsschichten und Arbeitsstätten punktuell betreffen und in den betroffenen Briefzentren von den folgenden Schichten oder durch zusätzliche Arbeitskräfte "relativ schnell aufgearbeitet". Zum anderen seien Briefkastenleerungen von den Warnstreiks nicht betroffen. Zudem seien in der Vergangenheit vor Wahlen von der Post zusätzliche Briefkastenleerungen und Brieflieferungen auch am Wochenende organisiert worden.
Verdi fordert für die Tarifbeschäftigten eine lineare Erhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem sollen die Auszubildenden und Dual-Studierenden eine monatliche Erhöhung um 90 Euro bekommen und die Postzulage für die verbeamteten Postbeschäftigten fortgeschrieben werden.
Der Konzern hat noch kein Angebot vorgelegt, will dies aber in der dritten Verhandlungsrunde tun. Diese findet am 21. und 22. September statt.
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September 11, 2020 08:57 ET (12:57 GMT)
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