DJ Bundesregierung: Wirtschaft erreicht Vorkrisenniveau erst Anfang 2022
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft wird erst Anfang 2022 wieder das Niveau erreicht haben, auf dem sie vor Ausbruch der Coronavirus-Epidemie gestanden hatte. Das sagte das Bundeswirtschaftsministerium in seinem jüngsten Monatsbericht voraus. "Der Aufholprozess in der deutschen Wirtschaft hält weiter an, hat sich zuletzt aber abgeschwächt", erklärten die Ökonomen aus dem Haus von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
"Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Erholung fortsetzen", sagten sie voraus. "Das Vorkrisenniveau von Ende 2019 dürfte allerdings erst zu Anfang des Jahres 2022 wieder erreicht sein". Die Exporterwartungen der Unternehmen seien nach wie vor überwiegend optimistisch, hätten sich zuletzt jedoch wieder etwas abgekühlt, hieß es unter anderem zur Begründung. "Angesichts des Pandemieverlaufs in wichtigen Abnehmerländern bleibt das weltwirtschaftliche Umfeld auf absehbare Zeit schwierig." Zuvor waren aus der Regierung auch Erwartungen geäußert worden, die deutsche Wirtschaft könnte möglicherweise schon Ende 2021 wieder auf dem Vorkrisenniveau ankommen.
Die Talsohle der Rezession sei bereits im Verlauf des zweiten Quartals durchschritten worden, und am aktuellen Rand setze sich die positive Entwicklung fort, wenn auch in kleineren Schritten als in den Vormonaten. "Aufgrund des Anschubs aus den Aufholmonaten Mai und Juni zeichnet sich für das dritte Quartal ein deutliches Wachstum ab", so das Ministerium. In der zweiten Jahreshälfte seien zudem durch die Mehrwertsteuersenkung und den Kinderbonus Impulse für die Binnennachfrage zu erwarten.
Die Industrieproduktion habe an Fahrt verloren, nehme aber weiter zu, konstatierten die Konjunkturexperten. Im Einzelnen verlaufe die Entwicklung differenziert. Während der Bereich Kfz und Kfz-Teile nach dynamischer Erholung in den Vormonaten mit abgeschwächtem Tempo zulegen konnte, meldete der Maschinenbau demnach zuletzt einen Rückgang. "Die Stimmung in den Unternehmen verbessert sich jedoch weiter, vor allem weil die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate wieder optimistischer sind", hob das Wirtschaftsministerium hervor.
Die Ökonomen hoben hervor, am Arbeitsmarkt sei "erneut kein coronabedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit mehr" zu verzeichnen gewesen. Die Kurzarbeit dürfte ersten Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit zufolge im Juli auf etwas über 3 Millionen Personen abgenommen haben. Die Frühindikatoren hätten sich weiter erholt.
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September 14, 2020 04:00 ET (08:00 GMT)
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