DJ Sparkassen: Gewinne im Mittelstand sinken 2020 um 44 Prozent
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Corona-Pandemie hat den deutschen Mittelstand mit voller Wucht, aber laut einer Erhebung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) je nach Branche mit unterschiedlicher Intensität getroffen. "Über alle Branchen hinweg erwarten wir für dieses Jahr einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 5,7 Prozent", sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Vorstellung des "S-Mittelstands-Fitnessindex". Insgesamt seien die Gewinne im Mittelstand mit 44 Prozent deutlich stärker eingebrochen als die Umsätze. Dennoch blieben die Unternehmen im Durchschnitt rentabel und könnten 2020 eine Umsatzrendite von 3,5 Prozent erwirtschaften.
Während Gastgewerbe, Tourismus- und Automobilindustrie oder das Messe- und Eventgeschäft mit teils erheblichen Umsatzeinbußen konfrontiert worden seien, blieben Bau, Gesundheit oder Sozialwesen auch in diesem Jahr auf Wachstumskurs, erklärte der DSGV. Hohe Eigenkapitalquoten federten die Gewinneinbrüche bei vielen Unternehmen ab - inzwischen habe die wirtschaftliche Erholung in zahlreichen Branchen bereits eingesetzt.
"Es ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg", konstatierte Schleweis. Insbesondere kleine Unternehmen und Soloselbständige verfügten oft über keine ausreichenden Reserven, um eine solche Krise über Monate hinweg alleine durchzustehen. Hier seien die staatlichen Hilfsprogramme besonders hilfreich. "Die Krise traf den Mittelstand zwar unerwartet, aber nicht unvorbereitet", betonte der DSGV-Präsident aber. Viele Unternehmen hätten in den vergangenen guten Jahren vorbildlich gewirtschaftet, "Gewinne wurden überwiegend im Unternehmen gelassen".
Dies komme den Betrieben nun zugute. Mit einer Eigenkapitalquote von 39 Prozent sei der Mittelstand ausreichend kapitalisiert, um Verlusten begegnen zu können. "Die hohe finanzielle Stabilität ermöglicht vielen Unternehmen temporäre Verluste aus eigener Kraft über ihr Eigenkapital zu kompensieren", stellte der Sparkassenpräsident fest.
Schleweis rechnete deswegen zurzeit auch nicht mit einer großen Welle an Unternehmensinsolvenzen. Er sei "vorsichtig optimistisch". Man müsse alles daransetzen, dass aus den positiven Signalen der vergangenen Wochen ein nachhaltiger Wirtschaftsaufschwung werde. Die 376 Sparkassen hätten im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 54 Milliarden Euro an neuen Krediten an Unternehmen und Selbstständige zur Verfügung gestellt, sagte er auch. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sei dies ein Plus von knapp 23 Prozent.
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September 15, 2020 05:05 ET (09:05 GMT)
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