DJ MARKT-AUSBLICK/DAX-Ausbruch weiter nach hinten verschoben
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Auch in der kommenden Woche dürften die Aktienmärkte noch seitwärts festhängen. Die Ergebnisse der Fed-Sitzung haben ein Konsolidierungs-Ende erst einmal verhindert und zumindest deutlich in die Zukunft hinausgeschoben. Noch mehr Liquidität über eine weitere Ausweitung der Anleihenkäufe wird es womöglich nicht geben. Andererseits zeigt sich die US-Notenbank wie schon die Europäische Zentralbank relativ optimistisch für die Konjunktur, so dass auch mit einem schnellen weiteren Euro-Anstieg deutlich über 1,20 Dollar erst einmal nicht zu rechnen ist. Bei einem stabilen oder gar festeren Dollar ist für den exportlastigen DAX aber auch auf der Unterseite nicht viel zu erwarten.
Bei 13.300 Punkten dürfte weiterhin der Deckel auf dem DAX liegen, bei 12.800 Punkten dürfte er gut unterstützt sein. Da der gescheiterte Ausbruchsversuch auf der Oberseite nun erst einmal verarbeitet werden muss, sind weitere und dann auch erfolgreiche Attacken vermutlich nun erst im vierten Quartal zu erwarten. Dazu passt die Saisonalität: "Der September ist üblicherweise in seinem letzten Drittel kein einfacher Monat", so Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. In den USA gäben die Kurse Ende September meistens nach.
Darüber hinaus dürfte nun auch die neue Branchen-Allokation zementiert sein. Ohne noch mehr billiges Geld dürften extrem teure Titel wie Tesla oder bestimmte Technologie-Aktien nun unter hoher Volatilität seitwärts tendieren. Zinsreagible Wachstumstitel dürften es ebenfalls schwer haben. Auf der Gewinnerseite stehen werden die Profiteure der Wirtschaftserholung. Zwar ziehen die Pandemie-Zahlen an, einen erneuten überregionalen Lock-Down der Wirtschaft wird es jedoch aller Voraussicht nach nicht mehr geben. Damit stehen die Gewinner der Wiedereröffnung im Blick: In Deutschland die Chemie- und die Auto-Aktien sowie ausgewählte Industriewerte, in Europa die großen Handelsketten und irgendwann mit näher rückenden Impfstoffen auch die Titel der Fluglinien und die Energie-Aktien.
Barclays in europäischen Technologie-Titeln übergewichtet
Europa kommt daneben aber auch zu Gute, dass die Technologie-Titel hier bei weitem nicht so teuer sind wie in den USA. So setzt Barclays aktuell auf "Value", auch weil es sich als guter Hedge im jüngsten Rückschlag des Nasdaq erwiesen hat, und ist doch in europäischen Technologietitel übergewichtet. "Europa sollte von einer anstehenden regionalen Diversifizierung der Anleger besonders profitieren", so die Barclays-Strategen. Zu der Diversifizierung könnte auch die Unsicherheit vor den US-Wahlen beitragen.
Die kommende Woche beginnt mit einem Börsenfeiertag - und zwar in Japan. Am Dienstag wird das Verbrauchervertrauen in der Eurozone bekannt gegeben, außerdem die Konjunkturprognose des Münchener ifo-Instituts. Und die Nike-Zahlen am Abend könnten auch die Kurse von Adidas und Puma beeinflussen. Am Mittwoch folgen das deutsche GfK-Konsumklima und die Einfkaufsmanger-Indizes dies- und jenseits des Atlantiks. Am Donnerstag folgt der ifo-Geschäftsklima-Index. Nachmittags beginnt dann der Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs, der bis Freitag dauert. Themen gibt es genug: von der Corona-Pandemie über die Migrations-Probleme Griechenlands bis hin zum Brexit.
Unternehmenszahlen gibt es am Donnerstag von Hella und von Rocket Internet. Am Freitag wird der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter bekannt gegeben. Und bereits am Freitagvormittag dürften neue Daten zur Geldmengenentwicklung in der Eurozone auf großes Interesse stoßen: Denn Liquidität ist zwar nicht alles, aber ohne Liquidität ist bekanntlich alles nichts - zumindest an der Börse.
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September 18, 2020 05:00 ET (09:00 GMT)
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