DJ EU rechnet mit Brexit-Zöllen
FRANKFURT (Dow Jones)--100 Tage vor Ablauf der Brexit-Übergangsfrist wird in der EU erwartet, dass es im britisch-europäischen Handel zur Wiedereinführung wirtschaftlich schädlicher Zölle kommt. "Ich gehe inzwischen fest davon aus, dass wir Zölle und Mengenquoten bekommen werden", sagte Bernd Lange, der Vorsitzende des Ausschusses für Internationalen Handel im Europäischen Parlament, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Einen weiterhin komplett zollfreien Handel wird es nicht geben", erwartet Lange. Auch an einen "Mini-Deal" zur Schadensbegrenzung, der sich auf einzelne Warengruppen beschränken würde, glaube er nicht mehr.
Bislang gibt es trotz des britischen EU-Austritts im Handel mit den EU-Staaten keine Zölle. Doch will das Vereinigte Königreich zum Jahresende auch die Zollunion und den Binnenmarkt der EU verlassen. Wenn bis dahin kein gültiges britisch-europäisches Freihandelsabkommen vorliegt, gilt die Wiedereinführung von Zöllen als unvermeidlich. In den laufenden Verhandlungen über das Abkommen gibt es nach acht Verhandlungsrunden weiterhin große Differenzen.
Schwer belastet wurden die Gespräche zuletzt durch die Ankündigung der Regierung in London, sich an zentrale Regelungen des bereits ratifizierten Austrittsabkommens mit der EU nicht halten zu wollen. Die EU hat klargestellt, dass sie in diesem Fall kein Handelsabkommen mit Großbritannien schließen werde. Im Jahr 2019 erreichte der Güterhandel zwischen Großbritannien und den anderen EU-Staaten ein Volumen von rund einer halben Billion Euro.
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September 19, 2020 08:56 ET (12:56 GMT)
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