DJ Telefonica Deutschland weist im Preisstreit mit 1&1 Drillisch Vorwürfe zurück
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Streit zwischen der Telefonica Deutschland und der United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch geht in die nächste Runde. Telefonica Deutschland weist die Behauptungen von United Internet und 1&1 Drillisch im Preisstreit um die Nutzung des Mobilfunknetzes von Telefonica Deutschland zurück und behält sich rechtliche Schritte vor. Telefoncia Deutschland sieht nach eigenen Angaben vom Sonntagnachmittag die Preisfestsetzung durch die geltenden Verträge gedeckt und bekräftigt die Jahresprognose. United Internet sowie die Tochter 1&1 Drillisch hatten dagegen am Samstag "wegen den unerwartet hohen Preisforderungen" des Wettbewerbers Telefonica Deutschland die Schätzungen für das operative Ergebnis in diesem Jahr gesenkt und mögliche Langzeitfolgen nicht ausgeschlossen.
Seit dem 1. Juli läuft die erste fünfjährige Verlängerungsphase des zwischen Telefonica Deutschland und der United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch bestehenden MBA MVNO-Vertrags. Nach diesem Abkommen hat der Mobilfunkprovider 1&1 Drillisch einen Zugang zum Mobilfunknetz von Telefonica Deutschland. Auf dieser Grundlage kann 1&1 Drillisch seinen Kunden eigene Mobilfunkleistungen verkaufen. Die Überlassung von Netzkapazitäten hatte die EU-Kommission zur Bedingung für eine Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland gemacht.
Telefonica Deutschland erklärte am Sonntag dazu, man habe die ersten Monate der Verlängerungsperiode nach den für beide Seiten jederzeit "transparenten Vertragsbedingungen" abgerechnet. Einzelheiten des Mechanismus zur Preisfestsetzung sei in den Verträgen zur Erlangung der Freigabe der E-Plus Übernahme festgelegt und von beiden Partien im Mai 2017 bestätigt worden. 1&1 Drillisch hat laut Telefonica Deutschland auch während der Verlängerungsperiode das vertragliche Recht, Preisüberprüfungen anzustrengen, um wettbewerbsfähige Preise sicherzustellen.
So habe im Hinblick auf den "Price Review 1" ein unabhängiger Experte im vergangenen Dezember die MBA MVNO Preise von Telefonica Deutschland "vollumfänglich" bestätigt. Bei den anderen laufenden Price Reviews kooperiere Telefonica Deutschland ebenfalls vertragsgemäß, so der Konzern und verwies darauf, dass zwei Price Reviews von 1&1 Drillisch im April 2020 zurückgezogen worden seien. United Internet und 1&1 Drillisch halten die in Rechnung gestellten Vorleistungspreise für Juli und August für nicht angemessen und wollen dagegen vorgehen.
United Internet erklärte am Samstag wegen der "erheblichen Preiserhöhungen" ab Juli 2020 für die Nutzung der Telefonica-Netzkapazität durch 1&1 Drillisch seine Prognose für das EBITDA senken zu müssen. 1&1 Drillisch geht ebenfalls davon aus, dass der operative Gewinn geringer ausfallen wird als ursprünglich angenommen. United Internet rechnet nun für 2020 statt eines EBITDA von ungefähr 1,266 Milliarden Euro, was dem Vorjahresniveau entsprochen hätte, mit einem Rückgang beim EBITDA auf 1,18 Milliarden Euro. Wie das im MDax notierte Unternehmen am Samstag mitteilte, wird es auch in den Folgejahren zu hohen Ergebnisrückgängen kommen, sollten die von Telefonica geforderten Preise dauerhaft anwendbar sein. Die Tochter 1&1 Drillisch sieht nun 2020 einen EBITDA-Rückgang auf ca 600 Millionen Euro. Zuvor stellte die Gesellschaft mit Sitz in Maintal ein EBITDA von ungefähr 683,5 Millionen Euro in Aussicht.
Telefonica Deutschland geht unverändert davon aus, dass Umsatz und das bereinigtes OIBDA unverändert mindestens auf Vorjahresniveau gehalten werden können oder sich sogar leicht positiv entwickeln. 2019 berichtete die Gesellschaft einen Umsatz von 7,45 Milliarden Euro und ein OIBDA von 2,35 Milliarden Euro.
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September 20, 2020 12:08 ET (16:08 GMT)
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