FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Finanzaufsicht Bafin sieht mangelnde Veränderungsbereitschaft einiger Banken gerade in Corona-Zeiten mit Sorge. Einige Institute legten eine "gefährliche Behäbigkeit" an den Tag, sagte der oberste Bankenaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Raimund Röseler, am Dienstag bei einer Bankentagung der "Börsen-Zeitung" in Frankfurt. "Und dabei stand bei einigen dieser Institute schon vor Corona die Uhr auf fünf vor zwölf." Banken müssten "gerade jetzt strategisch denken und die Weichen für die Zukunft stellen", mahnte Röseler.
Zu den ohnehin schon vorhandenen Problemen Zinstief und Digitalkonkurrenz sei für die Branche nun die Ungewissheit der Corona-Krise hinzugekommen. "Die Institute müssen damit rechnen, dass die Zahl der Insolvenzen und damit auch die Zahl der Kreditausfälle drastisch steigt - und zwar in mehreren Wellen", prognostizierte Röseler. Staatliche Hilfspakete, Milliarden der Notenbanken und vorübergehend gelockerte Vorgaben der Aufseher für die Banken hätten vor allen Dingen Zeit gekauft.
Insgesamt haben sich die Banken in Deutschland nach Einschätzung der Bafin operativ "wirklich gut in der Krise geschlagen", wie Röseler ausführte. "Und auch wirtschaftlich kommen die Banken, die wir direkt beaufsichtigen, bisher recht gut durch die Krise - bislang jedenfalls." Röseler bekräftigte: "Im Moment sieht es so aus, als würde aus der Corona-Krise keine Bankenkrise werden. Diese Aussage ist allerdings mit Vorsicht zu genießen."/ben/DP/stk