DJ Studie: Sieben von zehn Behörden können IT-Stellen nicht besetzen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die öffentliche Verwaltung kommt laut einer neuen Studie mit der Einführung neuer Technologien nicht voran, weil Spezialisten fehlen. 72 Prozent der Entscheider bei Bund, Ländern und Kommunen berichteten von nicht besetzten IT-Stellen, so der "Branchenkompass Public Sector 2020" des Managementberatungsunternehmens Sopra Steria und des FAZ-Instituts. Die Mehrheit der Behörden plane neben Fortbildungen nun eine Anpassung der Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern.
Digitale Vorhaben wie E-Signatur und E-Akte, Open und Mobile Government sowie Cloud Computing und Automatisierung sollten die öffentliche Verwaltung effizienter machen und Behördengänge für Bürgerinnen und Bürger vereinfachen. Für diesen Umbau und die Einführung neuer Technologien wie Robotic Process Automation, Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain fehlten allerdings geeignete Fachkräfte. Data Scientists, IT-Sicherheitsexperten und Machine-Learning-Spezialisten seien begehrt, auch in der Privatwirtschaft.
Die öffentliche Verwaltung setze deshalb auf Anreize, so Prämien und Zulagen, um neue Digitalfachkräfte zu gewinnen und das bestehende IT-Personal zu halten. 61 Prozent der Behörden investieren laut der Umfrage zudem seit rund zwei Jahren verstärkt in Skill- oder Personalressourcenmanagement. Jeder dritte Behördenmanager beklage aber fehlendes Spezialwissen und Knowhow-Lücken bei vorhandenen Mitarbeitern. Hier stünden signifikante Investitionen in Fortbildungsmaßnahmen an.
Zudem überprüften viele Behörden die Zusammenarbeit mit ihren IT-Dienstleistern. 56 Prozent der befragten Entscheider können sich laut den Angaben vorstellen, dass Verwaltungsdienstleistungen und Fachverfahren auch von privaten IT-Unternehmen bereitgestellt werden können. Behörden könnten digitale Prozesse und Technologien aus einer Hand von außen beziehen und so einen Teil des notwendigen Digital-Knowhows einkaufen, statt es selbst aufzubauen. Mittelfristig kämen Bund und Länder allerdings nicht um einen breiten Aufbau interner digitaler Kompetenzen herum.
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September 22, 2020 04:41 ET (08:41 GMT)
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