DJ Verbände beklagen Umsetzungsmängel bei Cyber-Sicherheitsstrategie
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Wirtschaftsverbände haben eine deutliche Stärkung der Cyber-Sicherheitskompetenzen in Staat und Unternehmen angemahnt und zugleich Umsetzungsmängel bei der Cyber-Sicherheitsstrategie der Regierung festgestellt. Die Unternehmen in Deutschland sähen die aktuell geltenden strategischen Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Cyber-Sicherheit "nicht als erfüllt an", so das Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), des Digitalverbandes Bitkom und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
Nach Ansicht der Mehrheit der befragten 181 Unternehmen habe die Bundesregierung die bisherige nationale Cyber-Sicherheitsstrategie nicht hinreichend umgesetzt. Es mangele noch immer an dem angestrebten vertrauensvollen Informationsaustausch zwischen Staat und Wirtschaft. Mehr als jedem zweiten Unternehmen fehle zudem eine ausreichende Unterstützung durch die Wirtschaftspolitik. Auch den Schutz von Unternehmen vor Cyber-Kriminalität bewertet laut den Angaben nur knapp die Hälfte der Unternehmen als zufriedenstellend.
Die Fortführung der Cyber-Sicherheitsstrategie müsse nach Ansicht der befragten Unternehmen fünf Prioritäten enthalten. Es gelte, digitale Souveränität zu stärken, alle Unternehmen bei der Stärkung ihrer Cyber-Sicherheit zu unterstützen, Sicherheitsbehörden mit Cyber-Kompetenzen auszustatten, eine überschaubare Cyber-Sicherheitsarchitektur mit klaren Zuständigkeiten der Sicherheitsbehörden zu schaffen und IT-Sicherheit als Teil des lebenslangen Lernens zu etablieren.
"Deutsche Unternehmen erleiden jedes Jahr Milliardenschäden durch digitale Industriespionage", sagte BDI-Hauptgeschäftsführungsmitglied Iris Plöger. Die Bundesregierung müsse in ihrer Cyber-Sicherheitsstrategie den Schwerpunkt auf europäische Lösungen im Kampf gegen Cyberkriminelle legen. Nur wenn Europa das Knowhow der deutschen Wirtschaft auch digital schütze, wahre es seine digitale Souveränität langfristig.
"Deutsche Unternehmen brauchen ein konkretes, umsetzbares Gesamtkonzept zur Daten- und Informationssicherheit", forderte DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel. Dabei müssten insbesondere auch die kleinen und mittleren Unternehmen im Blick behalten werden. Zum einen benötigten die Unternehmen zielgerichtete Unterstützungsangebote, zum anderen seien sie auf sichere Vorprodukte angewiesen, zum Beispiel verschlüsselte Ende-zu-Ende-Kommunikation bei Maschinendaten.
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September 22, 2020 06:38 ET (10:38 GMT)
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