DJ Verdi: Arbeitgeber verhalten sich wie die Axt im Walde
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat den Arbeitgebern vorgeworfen, die geplanten großflächigen Warnstreiks bewusst provoziert zu haben. Verdi-Chef Frank Werneke sagte, die Arbeitgeber hätten trotz Aufforderung kein Angebot vorgelegt und lediglich einen Verzicht auf Kündigungen in Aussicht gestellt. "Die Arbeitgeber verhalten sich wie die Axt im Walde", erklärte Werneke im ZDF-Morgenmagazin. "Von daher bleibt uns jetzt gar nichts anderes übrig als mit Warnstreiks auf die Situation zu reagieren."
Nach den ergebnislosen Tarifverhandlungen für die 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten des öffentlichen Diensts von Bund und Kommunen hat Verdi zu Warnstreiks aufgerufen. Verdi und der Deutsche Beamtenbund fordern ein Lohnplus von 4,8 Prozent oder monatlich mindestens 150 Euro mehr an Gehalt.
Verdi kritisierte zudem, dass die Arbeitgeberseite wegen der Corona-Pandemie keiner Verschiebung der Tarifverhandlungen in den Frühling zugestimmt habe. Der Schwerpunkt der Warnstreiks solle nun in Krankenhäusern stattfinden. Auch Kindergärten würden bestreikt.
Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle kritisierte zudem, dass die Arbeitgeber bundesweite Verhandlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Personennahverkehr verweigern, mit denen bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden sollen. "Diese Verweigerung ist völlig unverständlich und nicht akzeptabel. Es ist ein Affront gegenüber den Beschäftigten und auch gegenüber den Fährgästen, die täglich mit Bussen und Bahnen fahren", so Behle.
Nach 20 Jahren Sparzwang in den Verkehrsbetrieben könnten der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und die Verkehrswende nur eine Chance haben, wenn es bundesweit gute Arbeitsbedingungen in den Betrieben gebe, so Behle. Das Verhalten der Arbeitgeber provoziere, dass Verdi die Beschäftigten zu Streiks aufrufe.
Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer Deutscher Städte- und Gemeindebund, äußerte sich in der Bild Zeitung kritisch zu den Arbeitsniederlegungen in der Corona-Krise. Die Streiks seien "der falsche Weg", sagte er zu Bild. Die aktuelle Steuerschätzung habe bestätigt, dass die Steuereinnahmen der Kommunen in den kommenden Jahren einbrechen. Wichtig sei es nun, "mögliche Kompromisse" auszuloten.
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September 22, 2020 06:45 ET (10:45 GMT)
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