DJ Allianz: Geldvermögen und Verbindlichkeiten in Deutschland wachsen stark
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Vermögen und die Verbindlichkeiten der Deutschen sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Allianz mit Rekordtempo gewachsen. Wie die Allianz in ihrem Global Wealth Report mitteilte, stieg das Bruttogeldvermögen der deutschen Haushalte 2019 um 7,2 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit der Jahrhundertwende, lag aber unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 7,6 Prozent. Weltweit nahm das Bruttogeldvermögen sogar um 9,7 Prozent zu. "Dieses Jahr war ein Rekordjahr, wofür sich die Sparer bei den Zentralbanken bedanken können", sagte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran.
Auch die Verbindlichkeiten der deutschen Haushalte erreichten demnach einen neuen Rekord und wuchsen um 4,6 Prozent - 1 Prozentpunkt stärker als im regionalen Durchschnitt. Das Nettofinanzvermögen schließlich stieg um 8,2 Prozent. Mit einem Nettogeldvermögen pro Kopf von 57.100 Euro blieb Deutschland im Ranking der 20 reichsten Länder auf Platz 18. "Im Jahr 2020 wird das Wachstum deutlich geringer ausfallen, aber sehr wahrscheinlich immer noch positiv sein, da die deutschen Haushalte ihr Geldvermögen im ersten Halbjahr um 1,3 Prozent steigern konnten", prognostizierte die Allianz.
Die Allianz macht eine Veränderung im Sparverhalten der Deutschen aus. "Zwar bleiben Bankeinlagen das bei weitem beliebteste Sparprodukt, aber die deutschen Haushalte beginnen, sich risikoreicheren Anlagen wie börsennotierte Aktien oder Investmentfonds zuzuwenden", heißt es in dem Bericht. Während die anderen Europäer ihr Marktrisiko durch den Verkauf von Wertpapieren seit der Finanzkrise durchgängig reduziert hätten, hätten die deutschen Sparer ihre Investitionen diesbezüglich erhöht und rund 20 Prozent ihrer frischen Ersparnisse in den vergangenen drei Jahren in Wertpapiere angelegt.
"Noch aufschlussreicher ist ein Blick auf die Aufteilung zwischen inländischen und ausländischen börsennotierten Aktien: 54 Prozent der Aktienkäufe der deutschen Sparer seit 2013 entfielen auf ausländische Aktien. Ihr Anteil am gesamten Aktienbesitz ist damit von 25 Prozent Ende 2013 auf 38 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen", rechnet die Allianz vor.
Wie aus den Allianz-Daten hervorgeht, nahm die Ungleichheit bei den deutschen Geldvermögen 2019 zu. Während Deutschland beim Nettogeldvermögen am Durchschnitt gemessen auf Platz 18 lag, rutschte es am Median gemessen auf Platz 20 (zuvor: 18) ab. In den anderen großen Euro-Ländern nahm die Ungleichheit dagegen ab. Unter allen 20 Ländern waren die USA jenes, in dem die Ungleichheit am stärksten zunahm. Am stärksten gesunken ist die Ungleichheit in Italien und Belgien.
== Nettogeldvermögen pro Kopf Bruttogeldvermögen pro Kopf Euro % gg Vj Rang 2000 Euro % gg Vj Rang 2000 1 US 209.525 +13,4 2 CH 294.535 +5,6 1 2 CH 195.388 +7,4 1 US 254.328 +11,3 2 3 SG 116.657 +12,2 16 DK 171.248 +11,2 7 4 NL 114.287 +18,3 6 NL 164.896 +12,5 4 5 TW 110.706 +11,7 12 SE 154.277 +14,2 17 6 SE 110.618 +18,8 14 SG 153.642 +8,4 10 ... 15 FR 63.381 +10,2 10 ISR 98.798 +8,7 18 16 IT 57.429 +6,2 7 EI 83.825 +9,6 13 18 DE 57.097 +7,7 19 AT 81.619 +5,4 19 20 ES 34.855 +8,8 22 IT 73.418 +5,4 9 ==
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
(END) Dow Jones Newswires
September 23, 2020 04:58 ET (08:58 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.