DJ IAB rechnet für 2021 mit teilweiser Arbeitsmarkterholung
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet damit, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt im nächsten Jahr nur teilweise vom coronabedingten Einbruch in diesem Jahr erholen wird. Anhaltende Beschäftigungungsverluste erwartet das IAB für den Bereich "Handel, Verkehr, Gastgewerbe" sowie die "Sonstigen Dienstleistungen", im produzierenden Gewerbe wird der Stellenabbau laut IAB sogar noch 2021 anhalten. Das IAB prognostiziert für 2020 im Jahresdurchschnitt einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um 440.000, gefolgt von einem Rückgang um 100.000 im Folgejahr.
Für die Beschäftigtenzahl wird für 2020 ein Rückgang um 400.000 prognostiziert, auf den 2021 ein Anstieg um 130.000 folgen soll. Die Prognosen basieren auf der Erwartung, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um 5,2 Prozent sinken und 2021 um 3,2 Prozent steigen wird und dass eine große Insolvenzwelle sowie ein zweiter Shutdown ausbleiben werden.
Die höchsten Beschäftigungsverluste prognostizieren die IAB-Forscher im Bereich "Handel, Verkehr, Gastgewerbe" (minus 230.000 im Jahr 2020, Jahresdurchschnitt 2021 auf dem Niveau von 2020). Bei den "Sonstigen Dienstleistungen", zu denen alle Dienstleistungen rund um den Sport, die kulturellen Veranstaltungen und die Erholung gehören, ergibt sich für 2020 laut IAB ein Rückgang von 110.000 Beschäftigten und ebenfalls keine Änderung im Jahresdurchschnitt 2021. Im produzierenden Gewerbe gab es insbesondere im zweiten Quartal 2020 einen deutlichen Stellenabbau, der laut IAB auch 2021 anhalten wird. Im Jahresdurchschnitt 2020 fallen hier demnach 160.000 und 2021 nochmal 60.000 Stellen weg.
Beschäftigungszuwächse erwarten die IAB-Forscher dagegen vor allem im Bereich "Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit" (jeweils plus 190.000 in beiden Jahren). Bezogen auf die Größe der Branche ist der Anstieg im Bereich "Information und Kommunikation" mit 30.000 Beschäftigten 2020 und 50.000 im Folgejahr am höchsten.
"Diese positive Entwicklung hängt mit dem Trend zur Wirtschaft 4.0 zusammen, also mit der Digitalisierung und Vernetzung von Produktions- und Dienstleistungsprozessen", erläutert IAB-Abteilungsleiter Enzo Weber. Zudem würden Digitalisierungsprozesse insbesondere im Bereich der Kommunikation durch die Covid-19-Pandemie zusätzlich verstärkt. Als "kritisch" bezeichnete Weber die anhaltende Zurückhaltung bei den Neueinstellungen und die schwierigen Transformationsprozesse beispielsweise in der Automobilindustrie und dem Einzelhandel.
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September 25, 2020 04:32 ET (08:32 GMT)
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