Öffentliche Schulden im ersten Halbjahr auf neuem Höchststand
WIESBDAEN (Dow Jones)--Zum Ende des ersten Halbjahres 2020 waren Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung in Deutschland einschließlich aller Extrahaushalte mit 2,109 Billionen Euro bei Kreditinstituten und Unternehmen verschuldet. Das ist der höchste jemals ermittelte Stand in der Schuldenstatistik, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Der bisherige Höchststand war im Jahr 2010 gemessen worden.
Die öffentliche Verschuldung stieg damit gegenüber dem Jahresende 2019 um 11,1 Prozent beziehungsweise 210,1 Milliarden Euro. Der Anstieg ist im Wesentlichen dadurch begründet, dass die öffentlichen Haushalte finanzielle Mittel für Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise aufnahmen. Gegenüber dem ersten Quartal 2020 stieg der Schuldenstand im zweiten Quartal um 7,9 Prozent oder 153,5 Milliarden Euro.
Mit Ausnahme der Sozialversicherung waren am Ende des ersten Halbjahres 2020 alle Ebenen des Öffentlichen Gesamthaushalts stärker verschuldet als zum Jahresende 2019. Am stärksten stieg in diesem Zeitraum die Verschuldung des Bundes, und zwar um 13,7 Prozent beziehungsweise 163,0 Milliarden Euro auf 1,352 Billionen Euro.
Die Länder waren zum Ende des ersten Halbjahres 2020 mit 624,9 Milliarden Euro verschuldet, dies entspricht einem Anstieg um 8,0 Prozent beziehungsweise 46,1 Milliarden Euro gegenüber dem Jahresende 2019.
Die Verschuldung ist in allen Ländern gestiegen, prozentual stieg sie in Sachsen (89,6 Prozent), Bayern (30,6 Prozent) und Bremen (20,4 Prozent) am stärksten. Die Länder mit dem höchsten absoluten Zuwachs waren Nordrhein-Westfalen (17,0 Milliarden Euro), Bremen (6,1 Milliarden Euro) und Niedersachsen (4,1 Milliarden Euro).
Auch bei den meisten Ländern stand die höhere Verschuldung größtenteils im Zusammenhang mit der Corona-Krise. In Bremen ist der Anstieg vor allem auf Schuldenaufnahmen für die Bereitstellung von Barsicherheiten für Derivat-Geschäfte zurückzuführen.
Der Schuldenstand der Gemeinden und Gemeindeverbände erhöhte sich im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Jahresende 2019 um 0,8 Prozent beziehungsweise 1,1 Milliarden Euro auf 132,4 Milliarden Euro.
Die Sozialversicherung konnte ihren Schuldenstand gegenüber dem Jahresende 2019 um rund 5 Millionen Euro (minus 8,8 Prozent) auf 52 Millionen Euro reduzieren.
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September 29, 2020 02:29 ET (06:29 GMT)
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