DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Wirtschaftsstimmung im Euroraum erholt sich weiter
Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im September weiter erholt, wenn auch mit einer etwas langsameren Geschwindigkeit. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung stieg auf 91,1 Punkte von 87,5 im Vormonat. Der Anstieg übertraf die Erwartungen: Volkswirte hatten nur mit einem Indexanstieg auf 89,0 Zähler gerechnet. Der für die gesamte Europäische Union (EU) berechnete Indikator kletterte auf 90,2 Punkte von 86,8 im Vormonat.
Institute: Wachstum im Euroraum wird im vierten Quartal abflachen
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum wird nach einer massiven Erholung im dritten Quartal im folgenden Quartal abflachen. Das erwarten die Forschungsinstitute Ifo aus München, KOF aus Zürich und Istat aus Rom in ihrem neuen Eurozone Economic Outlook. "Verlässliche Prognosen sind im derzeitigen Umfeld jedoch schwierig, da niemand weiß, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, wann ein Impfstoff verfügbar ist und wie die Wirtschaftspolitik wirkt", schränkten die drei Institute ein.
Bundesländer melden schwache Inflation im September
In einer Reihe von Bundesländern zeichnet sich für September eine sehr schwache Inflation ab. Die Mehrzahl der Länder verzeichnete sogar leicht sinkende Verbraucherpreise, wie die Statistischen Landesämter mitteilten. Lediglich in Sachsen stellte sich eine positive Jahresteuerung von 0,1 Prozent ein; in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen gab es hingegen negative Jahresraten. In Baden-Württemberg sank die Jahresinflation auf null. Brandenburg wird seine Daten erst am Mittwoch um 10.00 Uhr veröffentlichen.
Spaniens HVPI-Inflation im September trotz Anstiegs weiter negativ
Die Verbraucherpreise in Spanien sind im September mit der Corona-Pandemie und den Ausgangssperren weiter gesunken, allerdings nicht mehr ganz so stark wie im Vormonat. Nach Angaben der Statistikbehörde INE sank der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von 0,6 Prozent. Im August war der Index um 0,7 Prozent gefallen. Der Rückgang im September entsprach den Prognosen von Volkswirten.
BA: Nachfrage nach Arbeitskräften im September stabil
Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland ist im September stabil geblieben. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) verharrte bei 94 Zählern, wie die Bundesagentur mitteilte. "Die gemeldete Arbeitskräftenachfrage zeigt sich damit nach dem pandemiebedingten Einbruch der Kräftenachfrage im September stabil und wenig dynamisch", erklärte die BA. Den Vorjahreswert unterschreitet der BA-X weiterhin deutlich mit 30 Punkten.
Dekabank: Über EZB-Kaufprogramme erst 2021 entscheiden
Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, hat die Europäische Zentralbank (EZB) vor übereilten Entscheidungen bezüglich ihrer Anleihekaufprogramme gewarnt. "Die Lage ist wegen Corona so dynamisch, dass eine konkrete Entscheidung über die Anleihekaufprogramme auf das Frühjahr verschoben werden sollte", sagte Kater. Er sei überzeugt davon, dass der Euroraum nicht auf eine deflationäre Entwicklung zusteuere, sondern "bei der Inflation auf einen langsamen Erholungspfad einschwenken" werde.
Sparkassen-Volkswirte: BIP ohne zweiten Shutdown Ende 2020 bei 95%
Die Chefvolkswirte der Sparkassen erwarten, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands zum Jahresende wieder 95 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen wird, wenn es nicht einem zweiten Shutdown kommt. Da dies aber immer noch einer Rezession entspräche, sei eine lockere Geldpolitik weiterhin angemessen, urteilen die Ökonomen in einem aktuellen Positionspapier. Allerdings sprechen sie sich gegen weitere Leitzinssenkungen und für eine stärkere Freistellung der Institute vom negativen Einlagensatz der Europäischen Zentralbank (EZB) aus.
RKI meldet 2.089 Neuinfektionen in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Dienstag mit 287.421 angegeben - ein Plus von 2.089 seit dem Vortag. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete 288.631 Infizierte. Das RKI, das nur die elektronisch übermittelten Zahlen aus den Bundesländern berücksichtigt und seine Aufstellung einmal täglich aktualisiert, registrierte 9.471 Todesfälle und damit elf mehr als am Vortag. Die JHU zählte 9.468 Tote. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 254.200.
Scholz: Anspringen der Konjunktur soll Handlungsbedarf im Budget verringern
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat die im nächsten Jahr erneut geplante hohe Neuverschuldung des Bundes als "notwendig" verteidigt und sich zugleich zuversichtlich gezeigt, dass noch bestehende Finanzlücken durch ein Wiederererstarken der Wirtschaft verringert werden können. Bei den im Budgetplan veranschlagten neuen Schulden handele es sich um "sehr, sehr, sehr viel Geld", dies sei aber nötig. "Nicht handeln wäre viel teurer als handeln", sagte Scholz im Bundestag bei der Einbringung des Haushaltsentwurfes für 2021.
Warnstreiks legen vielerorts öffentlichen Nahverkehr lahm
In zahlreichen Städten haben am Dienstag die Beschäftigten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ihre Arbeit niedergelegt und damit U-Bahnen, Straßenbahnen oder Busse zum Stillstand gebracht. So fahren etwa in Berlin bis 12.00 Uhr mittags keine Busse und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). In München fielen am Dienstagmorgen nach Angaben der MVG alle U-Bahnen und rund die Hälfte aller Busse aus; in Hamburg sollten bis voraussichtlich 12.00 Uhr mittags keine U-Bahnen fahren.
Auswärtiges Amt warnt britische Regierung vor Spielchen in Verhandlungen
Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), hat die britische Regierung vor "Spielchen" in den Verhandlungen um ein Handelsabkommen mit der Europäischen Union gewarnt. Vor der heute beginnenden vorerst letzten Verhandlungsrunde mit der EU forderte Roth laut dem Spiegel Großbritannien zur Vertragstreue auf und kritisierte den jüngsten Vorschlag zum Status von Nordirland scharf.
McAllister sieht Chancen auf Handelspakt mit London schwinden
In den Verhandlungen über einen Handelsvertrag zwischen der EU und Großbritannien wirft die europäische Seite London mangelnde Glaubwürdigkeit vor. Das Binnenmarktgesetz sei "eine schwerwiegende Verletzung des Austrittsabkommens und insbesondere des besonders sensiblen Themas Protokoll Irland-Nordirland", sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten im Europäischen Parlament, David McAllister, im Deutschlandfunk. "In der Sache kommen wir nicht weiter, weil die britische Seite nicht die notwendige Flexibilität zeigt."
Merkel ruft Aserbaidschan und Armenien zum Waffenstillstand auf
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat an zu einem sofortigen Waffenstillstand im Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien aufgerufen. In einem Telefonat am Montag mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan und am Dienstag mit dem aserbaidschanischen Staatspräsidenten Ilham Alijew sei die Zuspitzung des Konflikts zwischen Aserbaidschan und Armenien erörtert worden, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Aserbaidschan startet neue Offensive in Berg-Karabach
Im umkämpften Gebiet Berg-Karabach im Südkaukasus halten die heftigen Gefechte den dritten Tag in Folge an. Stunden vor Beginn einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats startete die aserbaidschanische Armee eine neue Offensive in dem von Armenien unterstützten De-facto-Staat. Durch den neu entbrannten Konflikt wurden seit Sonntag mindestens 95 Menschen getötet.
+++ Konjunkturdaten +++
Belgien Sep Verbraucherpreise +0,9% (Aug: +0,82%) gg Vorjahr
Schweden Sep Verbrauchervertrauen 88,3 (Aug: 85,1)
DJG/DJN/AFP/apo
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September 29, 2020 07:30 ET (11:30 GMT)
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