DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
JOBVERLUSTE - Allein bei den 30 DAX-Konzernen werden nach Handelsblatt-Recherchen in diesem Jahr netto, also unter Einberechnung der Neueinstellungen, mehr als 40.000 Stellen in Deutschland verloren gehen. 2021 dürften es allein aufgrund der jetzt angekündigten Restrukturierungsprogramme, die über mehrere Jahre laufen, mindestens doppelt so viele werden. Das wäre ein größeres Jobminus als in der Finanzkrise 2008/09. Damals fielen bei den DAX-Konzernen insgesamt rund 85.000 Stellen weg. Die negative Trendwende seit dem Konjunktureinbruch 2020 wird durch die Corona-Pandemie nur verstärkt. Vor allem im produzierenden Gewerbe gingen schon 2019, nach einer langen Phase des Aufbaus, viele Stellen in Deutschland verloren. (Handelsblatt)
MWST - Drei Monate nach der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer haben die Verbraucherzentralen eine äußerst kritische Halbzeitbilanz gezogen. "Die als Wumms angekündigte Mehrwertsteuer-Senkung war wohl eher Wunschdenken. Viele Unternehmen haben die Senkung lieber in die eigene Tasche gesteckt, statt sie an die Verbraucher weiterzugeben", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller. "Der Konjunkturimpuls scheint bisher bestenfalls überschaubar zu sein", so Müller. (Stuttgarter Nachrichten, Stuttgarter Zeitung)
STRAFZINSEN - Immer mehr Banken und Sparkassen verlangen von ihren Kunden schon bei kleineren Guthaben Negativzinsen. Dies geht aus einer Untersuchung des Verbraucherportals biallo.de bei knapp 1.300 Banken und Sparkassen hervor, wie die Süddeutsche Zeitung (Mittwochsausgabe) berichtet. Demnach haben 2020 elf Geldhäuser einen Freibetrag von lediglich 10.000 Euro eingeführt, wer mehr auf den jeweiligen Konten liegen hat, muss bei diesen Banken Negativzinsen zahlen. Allein in diesem Jahr wollen mehr als 120 Banken und Sparkassen erstmals Negativzinsen von ihren Privatkunden. "Tatsächlich könnten es noch mehr sein, denn nicht jede Bank gibt bereitwillig über ihre Preispolitik Auskunft", sagt Sebastian Schick vom Portal biallo.de, das unter anderem Konditionen von Geldinstituten vergleicht. Laut der neuen Analyse fordern inzwischen 190 Banken und Sparkassen Negativzinsen von Privatkunden. Ende Juli 2019, bei der ersten großen Auswertung, waren es noch 30. Meist werden die Negativzinsen aber bei Geschäftskunden erhoben. (SZ)
CORONA-KONTROLLEN - Die Durchsetzung der Quarantäne bei Reiserückkehrern, die aus Risikogebieten im Schengen-Raum an deutschen Flughäfen ankommen, könnte massive Probleme bereiten. Sven Hüber, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in der Bundespolizei, sagte der Rheinischen Post, derzeit könne nur an den Einreisekontrollen ein Identitätsabgleich gemacht werden machen. Problematisch werde es bei Reisenden, die aus Schengen-Ländern nach Deutschland kommen. "Rechtlich gesehen dürfen wir nur beim Verdacht der unerlaubten Einreise kontrollieren. Ansonsten wird das schwierig" so Hüber. "Außerdem muss man klar sagen, dass wir im Augenblick weder die personelle Kapazität noch die ausreichende Infrastruktur an den Flughäfen haben, um die Passagiere der sogenannten Domestic Flights zu überprüfen." (Rheinische Post)
ATOM-ENDLAGER - Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), hält es für möglich, dass das geplante Endlager für Atommüll in Ostdeutschland eingerichtet wird. Aus seiner Sicht sei ein Endlager-Standort in Ostdeutschland zwar "nicht wünschenswert", aber denkbar, sagte Wanderwitz und widersprach damit dem thüringischen Innenminister und neuen SPD-Landeschef Georg Maier. Dieser hatte gefordert, bei der Suche nach dem Endlager-Standort zu berücksichtigen, "dass die Atomwirtschaft stark westdeutsch geprägt war und beispielsweise auch die Gewerbesteuern dort vereinnahmt wurden". Deshalb wäre es nach Maiers Worten "ungerecht", den Atommüll in Ostdeutschland endzulagern. (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
NORD STREAM 2 - Die Betreibergesellschaft der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 setzt sich gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur zur Wehr, die im Bau befindliche Pipeline künftig europäischer Regulierung zu unterwerfen. Die Begründung der Beschwerde liegt dem Handelsblatt vor - und kommt einer Generalabrechnung gleich: Die Anwälte der Pipeline-Bauer sprechen von "Obstruktion", die geplante Regulierung sei ein "juristischer Trick". Nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny hatten sich Forderungen nach einem Aus des Pipelineprojekts gemehrt, durch das russisches Erdgas auf dem Grund der Ostsee nach Deutschland fließen soll. (Handelsblatt)
BUNDESWEHR - Das Bundesverteidigungsministerium hat eine Ausschreibung gestoppt. Es geht dabei um die Nachfolge für die überalterten Transporthubschrauber CH-53. Das Verteidigungsministerium teilte mit, das Verfahren werde aufgehoben, weil erkannt worden sei, "dass eine Realisierung des Projekts im geplanten Finanzrahmen bei gleichzeitiger Erfüllung aller Forderungen unwahrscheinlich ist". (FAZ)
DJG/pi/sha
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September 30, 2020 00:49 ET (04:49 GMT)
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