DJ PRESSESPIEGEL/Unternehmen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
VOLKSWAGEN - Die Ex-Verfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt hat Staatsanwälten erzählt, wie sie als Vorständin bei VW kaltgestellt und wie mit neugierigen Nachfragen umgegangen worden sei. Das bislang geheime Vernehmungsprotokoll, das neue, tiefe Einblicke in die Abgasaffäre bei Volkswagen und der VW-Tochter Audi ermöglicht, ist zwölf Seiten lang. Was die Staatsanwaltschaft München II da aufgeschrieben hat, wirft eine weitreichende Frage auf: Ist es den Milliardärsfamilien Porsche und Piëch als Hauptaktionären des Autokonzerns gar nicht um eine volle Aufklärung gegangen, sondern eher darum, den Skandal einzudämmen? Nach einem Jahr war Hohmann-Dennhardt schon wieder weg. Ihr Vertrag wurde mit rund zwölf Millionen Euro ausbezahlt, und sie war zum Schweigen verdammt. So ist das in solchen Fällen geregelt. Doch bei den Ermittlern konnte und musste die Kurzzeit-Vorständin als Zeugin reden. (Süddeutsche Zeitung)
WIRECARD - Die deutsche Finanzaufsicht Bafin will die Wirecard-Geschäfte ihrer eigenen Mitarbeiter aus den Jahren 2018, 2019 und 2020 noch einmal genau unter die Lupe nehmen. Die Behörde habe "eine Sonderauswertung eingeleitet, die noch nicht abgeschlossen ist", heißt es in der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, die dem Handelsblatt vorliegt. Im August war publik geworden, dass ausgerechnet Bafin-Beschäftigte mit Wirecard-Aktien besonders oft gehandelt hatten. Die Antwort des Finanzministeriums liefert nun Details über das Ausmaß: Die Bafin-Mitarbeiter schlossen in der ersten Jahreshälfte 2020 mehr Wirecard-Geschäfte ab als im gesamten Vorjahr. Insgesamt zeigten 56 Mitarbeiter 196 private Geschäfte mit Wirecard-Bezug an - nach nur 137 Geschäften von 41 Mitarbeitern im Jahr 2019. Unter den Transaktionen aus diesem Jahr befanden sich auffällig viele Derivate-Deals. (Handelsblatt)
TENGELMANN - Das Unternehmen Tengelmann hat beim Amtsgericht Köln beantragt, dass der ehemalige Firmenchef Karl-Erivan Haub für tot erklärt wird, seine Brüder haben sich dem Antrag angeschlossen. Haub war vor gut zwei Jahren von einer Skitour nicht zurückgekehrt und gilt seitdem als verschollen. Sollte das Amtsgericht dem Antrag stattgeben, würde das den Streit in der Familie verschärfen. Denn dann müssten Frau und Kinder von Haub Erbschaftsteuer in angeblich dreistelliger Millionenhöhe zahlen. Auch deshalb hatte Haubs Frau bisher mit einem entsprechenden Antrag gezögert. (Handelsblatt)
GRENKE - Die Grenke AG in Baden-Baden stellt ihr Franchisemodell auf den Prüfstand und würde im Fall einer Aufgabe des bestehenden Gebildes auch Verluste übernehmen. "Würde das bisherige Franchisemodell zugunsten einer frühen Integration der Franchisefirmen aufgegeben, würde dies auch bedeuten, dass die AG Anfangsverluste der Start-ups zu tragen hätte", macht CFO Sebastian Hirsch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung klar. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton erstellt derzeit ein Gutachten über Grenkes Praxis bei der Übernahme von Franchise-firmen. "Bei der Abwägung unserer Entscheidung werden sowohl rein quantitative als auch qualitative Aspekte miteinfließen", sagt Hirsch und nennt ausdrücklich das Kriterium der Transparenz. Sollte dieser Aspekt wesentlich für das Zurückgewinnen des Vertrauens am Kapitalmarkt sein, würde der Vorstand dies entsprechend berücksichtigen. (Börsen-Zeitung)
DEUTSCHE WOHNEN - Der Chef des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen, Michael Zahn, warnt vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Wohnungsmarkt. Zwar habe die Krise das Unternehmen bislang nicht nachhaltig getroffen, aber "die Auswirkungen von Corona spüren wir aus meiner Sicht noch in drei Jahren", warnt der Firmenchef in seinem ersten Interview als Dax-Mitglied. Bislang seien sehr wenige Mieter in Probleme gekommen, "aber in den kommenden zwei Jahren dürften mehr Haushalte in Zahlungsschwierigkeiten geraten". (Handelsblatt)
STADA - Bislang sei Stada vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen, sagte Peter Goldschmidt, Vorstandschef des Pharmakonzerns. Er forciert ein Parkinson-Mittel und baut auf Cannabis.(FAZ)
DEUTSCHE BAHN - Seit 2018 testet die Bahn-Tochter DB Schenker den Elektro-Lkw "E-Canter", der von der Daimler-Mitsubishi-Gemeinschaftsfirma Fuso hergestellt wird. Zwei Modelle fahren in Berlin, drei weitere in Frankfurt, Stuttgart und Paris. Beim Testen allerdings soll es nicht mehr bleiben. Man habe bei Fuso 36 weitere Elektro-Kleinlaster geordert, sagt Cyrille Bonjean, verantwortlich für den Landtransport von DB Schenker, dem Handelsblatt. "Wir sind stolz, dass wir mehr als die Hälfte der gesamten E-Canter-Produktion des Jahres von Daimler für uns beschaffen konnten." (Handelsblatt)
DELTICOM - Der nach einer misslungenen Expansion auf andere Ge-schäftsfelder ins Straucheln geratene Online-Reifenhändler Delticom geht davon aus, nach der Restrukturierung und Rückbesinnung auf das Kerngeschäft als eigenständiges Unternehmen langfristig bestehen zu können. "Wir haben als eigenständiges Unternehmen gute Chancen, weil wir als europäischer Marktführer im Online-Reifenhandel Gewicht im Markt haben", sagt Finanzvor- stand Thomas Loock im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Neben der Forcierung von profitablem Wachstum bemüht sich das frühere SDax-Unternehmen, Fremd- und Eigenkapital einzusammeln. Bis Februar soll sich abzeichnen, wie es nach der Sanierungsphase von 2022 an weitergeht. (Börsen-Zeitung)
BORSA ITALIANA - Der Verkauf der Mailänder Börse (Borsa Italiana) geht eine Woche früher als geplant in die entscheidende Phase. Mehrere Medien in Italien berichteten am Donnerstag übereinstimmend, dass am Freitag das bindende Angebot erwartet wird, sodass bereits am Montag der Vollzug des Verkaufs gemeldet werden könne. Ursprünglich sollten die Verkaufspläne erst bis zum 16. Oktober abgeschlossen sein. Käufer sind das europäische Konsortium Euronext mit Sitz in Amsterdam zusammen mit CDP Equity, einem Fonds der staatlichen italienischen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), sowie der Großbank Intesa Sanpaolo. Die italienische Börse, die am Markt mit drei bis vier Milliarden Euro bewertet wird, gehört seit Oktober 2007 zur London Stock Exchange (LSE). Damals wurde ein Übernahmepreis von 1,878 Milliarden Euro gezahlt. Am Donnerstag tagte der Aufsichtsrat der LSE. Laut Bloomberg soll der Kaufpreis bei 3,75 Milliarden Euro liegen. (Handelsblatt)
COMPUGROUP - Der Medizinsoftware-Konzern Compugroup hat sich mit höheren Kreditlinien und einer Aktienplatzierung für weitere Übernahmen gerüstet. Die niedrige Verschuldung stelle eine sehr gute Ausgangsbasis für weitere Akquisitionen dar, sagt CFO Michael Rauch im Interview der Börsen-Zeitung. "In den vergangenen Jahren ist Compu-group Medical nicht nur organisch, sondern auch durch zahlreiche Übernahmen gewachsen. Diesen Pfad wollen wir weiter beschreiten." Die Kasse sei gut gefüllt, versichert der seit Sommer 2019 amtierende CFO. Compugroup verfüge nicht nur über den Erlös aus dem Aktienverkauf von 340 Millionen Euro, sondern habe auch den Kreditspielraum auf 1 Milliarde Euro vergrößert. Zusätzlich könne nach der Umwandlung in eine KGaA weiteres Eigenkapital eingesetzt werden. Die neue Rechtsform ermögliche eine flexiblere Finanzierung des Wachstums. "Wir prüfen ständig den Markt nach Zukäufen", sagt Rauch. (Börsen-Zeitung)
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October 09, 2020 00:36 ET (04:36 GMT)
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