DJ Experten: Plug-in-Hybride dämpfen Jobabbau in Autobranche
BERLIN (Dow Jones)--Eine verstärkte Nutzung von Fahrzeugen mit doppeltem Elektro- und Verbrennerantrieb kann Arbeitsplatzverluste in der Automobilindustrie verlangsamen. Zu dieser Einschätzung kommen die Regierungsberater der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) in einer Studie für das Bundesverkehrsministerium. Von sogenannten Plug-in-Hybridfahrzeugen gehen "positive Beschäftigungseffekte in der Automobil- und Zulieferindustrie aus, die den Personalrückgang im Zeitverlauf strecken", heißt es darin.
Neun Prozentpunkte Unterschied bei der Beschäftigung
In zwei Szenarien berechnen die Experten einen Unterschied von rund neun Prozentpunkten. Erreichen die Plug-in-Hybride bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent an der deutschen Pkw-Produktion und reine Elektrofahrzeuge von 20 Prozent, beträgt der Arbeitsplatzverlust 30 Prozent gegenüber 2017. In einem alternativen Szenario - 15 Prozent Hybride und 30 Prozent reine E-Fahrzeuge - gehen 39 Prozent der Jobs verloren. Dass es den Strukturwandel in jedem Fall gibt, zeigt auch die Berechnung, wonach sich bis 2030 fast gar keine alternativen Antriebe durchsetzen: Selbst bei einem E-Auto-Anteil von 1 Prozent würde die Beschäftigung in dem Sektor um 27 Prozent schrumpfen.
Aus Sicht der Taskforce kann mit der Hybridtechnologie daher "eine sozialverträglichere Transformation der bestehenden Wertschöpfungsnetzwerke" erreicht werden. Durch die Kombination von batterieelektrischen und Hybrid-Antrieben ergeben sich für die Automobilindustrie größere Stückzahlen in der Elektromobilität, und die daraus folgenden Skaleneffekte können die Entwicklungskosten für elektrische Komponenten rasch senken, so der NPM-Bericht. Zugleich könnten die Kunden "schrittweise und ohne Reichweitenangst an die Elektromobilität herangeführt werden", ohne auf Vorteile des Verbrenners zu verzichten.
Experten warnen vor zu hohem Kraftstoffverbrauch
Gleichwohl räumen die Experten ein, dass aktuelle Nutzungsdaten bei Plug-in-Hybriden einen deutlich höheren Kraftstoffverbrauch zeigen als gesetzlich erlaubt. Daher müssten die Anreizinstrumente "so schnell wie möglich" angepasst werden, "um diese Fehlnutzung zu korrigieren". Die Deutsche Umwelthilfe hatte Plug-in-Hybride deswegen als besonders klimaschädlich kritisiert und einen Stopp der Förderung gefordert.
Nach Lesart des Verbands der Automobilindustrie (VDA) bescheinigt die Taskforce den Hybriden jedoch das Potenzial, die CO2-Emissionen im Straßenverkehr deutlich senken zu können. "Plug-in-Hybride sind ein zentrales Instrument, um schnell messbare Fortschritte beim Klimaschutz zu erreichen", so VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Von Januar bis August 2020 wurden bisher 85.755 Hybridfahrzeuge in Deutschland neu zugelassen. Allein im September waren es dann infolge der Kaufprämien 54.036 - nahezu dreimal mehr als im Vorjahresmonat.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/jhe
(END) Dow Jones Newswires
October 09, 2020 11:00 ET (15:00 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.