DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
BANKEN - Der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Banken, Andrea Enria, drängt die Kreditinstitute der Euro-Zone dazu, ihre Bilanzen zügig nach faulen Krediten zu durchkämmen. "Die Banken sollten einen ehrlichen Blick in ihre Kreditbücher werfen und prüfen, welche ihrer Kunden die Krise wirklich überstehen werden", sagte Enria im Interview. "Die Institute müssen jetzt damit beginnen, damit die Welle an faulen Krediten gar nicht erst zu groß wird." Einige wenige hätten bereits damit begonnen, das Pleiterisiko ihrer Kunden neu einzustufen, andere Banken würden zumindest vorsorglich eine pauschale Risikovorsorge für ihren Kreditbestand bilden. (Handelsblatt)
BEHERBERGUNGSVERBOT - Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) erwartet noch in dieser Woche Klagen gegen das umstrittene Beherbergungsverbot für Reisende aus Risikogebieten. DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges sagte im Politiktalk "Die richtigen Fragen": "Es ist ganz bitter, dass pünktlich zur Herbstsaison Beschränkungen erlassen wurden. Und insbesondere das Übernachtungsverbot begegnet erheblichen rechtlichen Bedenken. Ist die Maßnahme geeignet, erforderlich und auch verhältnismäßig im Rechtssinn? Wenn sie das nicht ist, ist sie rechtswidrig. Ich gehe davon aus, dass hier in den nächsten Tagen Gerichtsverfahren anhängig gemacht werden." (Bild)
BEHERBERGUNGSVERBOT - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) will die umstrittenen Beherbergungsverbote für innerdeutsche Reisende aus Risikogebieten auf den Prüfstand stellen. "Das ist weder zielführend, noch erklärbar und schafft vor allem eins: Verwirrung und Unverständnis", sagte Müller, der das umstrittene Thema bei einer geplanten Bund/Länder-Schaltkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch auf die Agenda setzen will. (Tagesspiegel)
BEHERBERGUNGSVERBOT - SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht die innerdeutschen Beherbergungsverbote kritisch. "Da wurde ein Fehler gemacht, das müsste abgeräumt werden", sagte er. "Keine Studie zeigt, dass das Reisen innerhalb Deutschlands ein Pandemietreiber ist. Ich löse mit diesen Regeln also kein Problem, weil es da kein Problem gibt." Zudem werde die Grenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner ohnehin "in sehr kurzer Zeit" an sehr vielen Orten in Deutschland überschritten werden. Zusätzlich ließen sich die Regelungen auch nicht kontrollieren und administrieren, und sie hätten teilweise absurde Konsequenzen. (Süddeutsche)
GASTSTÄTTEN - Bundeswirtschaftsminister Beter Altmaier (CDU) hat Gastronomen und Hoteliers, die durch die aktuellen innerdeutschen Reisebeschränkungen wegen Corona Verluste erleiden, zusätzliche Hilfen in Aussicht gestellt. Altmaier sagte im Politiktalk "Die richtigen Fragen": "Wenn sich jetzt herausstellen sollte, dass für die Gastronomen, dass für die Hoteliers und für die Restaurantbesitzer wieder erhebliche neue Umsatzeinbrüche drohen, weil Menschen verunsichert sind und nicht kommen, dann bin ich als Wirtschaftsminister der Meinung: Wir müssen den Betroffenen mehr helfen." (Bild)
DATENSCHUTZ - Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) hat vor einer zu strengen Auslegung der europaweit geltenden Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gewarnt. "Wenn wir eine globale Spitzenstellung in der Datenwirtschaft erreichen wollen, ist es von ganz entscheidender Bedeutung, dass wir ein chancenorientiertes und innovationsfreundliches Umfeld schaffen", sagte der VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Das gehe aber nur mit einer "Regulierung, die Fairness gewährleistet und Sicherheit gibt, aber nirgendwo mehr als nötig einengt". (Handelsblatt)
SCHULDENERLASS - In zahlreichen Entwicklungsländern spitzt sich die wirtschaftliche Lage im Zuge der Corona-Pandemie zu. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) macht sich in einem Gespräch mit der Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, für einen Schuldenerlass stark: "Alles andere wäre grotesk, wenn wir auf der einen Seite unterstützen und auf der anderen Seite mitten in der Krise die Schulden einfordern", sagte er. Wichtig ist für ihn, dass bei diesem Vorhaben die Gruppe der 20 Industriestaaten und Schwellenländer einschließlich China mitziehen. (FAZ)
TARIFVERHANDLUNGEN - Verdi-Chef Frank Werneke signalisiert Kompromissbereitschaft im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen. "Wir sind mit absolut realistischen Forderungen unterwegs, und am Ende werden wir mutmaßlich nicht mit 4,8 Prozent abschließen", sagte der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft im Hinblick auf die Forderung nach einer linearen Loherhöhung für 2,3 Millionen Beschäftigte. Auch bei der Forderung eines Mindestbetrags von 150 Euro betonte Werneke: "Am Ende wird ein Kompromiss stehen." (Welt)
NORD STREAM 2 - Da sind die USA, die den Rohstoff mit der riskanten Frackingtechnik fördern. Da ist Russland, das so viel davon hat, dass es kein Fracking braucht. Da ist Deutschland, wo die einen sich auf russische Lieferungen durch die neue Pipeline Nord Stream 2 freuen, wo aber andere wegen des Klimas und der Menschenrechte lieber ganz verzichten würden. Jetzt stellt das Bundesumweltministerium fest, dass Frackinggas (noch) klimaschädlicher ist als konventionelles. Das spricht für die Pipeline. Aber es ist auch ein Argument gegen Überlegungen, die USA durch verstärkten Import von Frackinggas zu beruhigen, um Nord Stream 2 fertigstellen zu können. (Frankfurter Rundschau)
KURZARBEITERGELD - Bei der Bundesagentur für Arbeit sind zwischen März und Ende September insgesamt etwa 2.600 Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Beantragung von Kurzarbeitergeld während der Corona-Krise eingegangen. Seit August sei die Zahl noch einmal deutlich angestiegen, hieß es. Wie viele Verdachtsfälle es in Baden-Württemberg insgesamt gibt, ist nicht bekannt. Doch die Zahlen steigen. "Wir erhalten vermehrt Hinweise auf den Missbrauch von Kurzarbeitergeld und gehen diesen auch konsequent nach", sagte ein Sprecher der Behörde. (Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten)
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October 12, 2020 01:37 ET (05:37 GMT)
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